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  "Tanis Allerlei" Poems and more...
  Kurzgeschichten
 
 



Treppengeflüster
 
Täglich steigst du langsam und bedächtig die mächtige Holztreppe zu deiner kleinen Mansardenwohnung  hinauf.
Stufe um Stufe, überlegst hin und her, fällst dort auch Entscheidungen einige Gute und einige, die weniger gut sind.
  
 
Irgendwie bestimmt diese alte Treppe schon immer dein Leben etwas mit.
 
Manchmal, wenn du glaubst, es geht gar nichts mehr, gibt sie dir heimlich Zeichen, ein herzzerreißendes Seufzen, ein strenges Knacken oder ein ächzendes Knirschen und schon fängt dein Gehirn an zu rotieren.  Die Inspirationen sprießen pilzartig, explodieren förmlich und gedankenversunken verlangsamst du intuitiv deine Schritte.
 
Nie gehst du ohne diese imaginären Lösungsvorschläge, nimmst sie vollkommen in dich auf und versuchst, sie heimlich zu übersetzen, nein. es ist eher eine Gedankenumsetzung.
 
Selbstverständlich in deiner Muttersprache, denn treppländisch beherrscht ja nur du alleine und die anderen  die geflüsterten, fast schon gehauchten Ideen mit ihrern Ohren gar nicht wahrnehmen, denn ihnen fehlt einfach das feine Gespür dafür.
 
In den 60 Jahren , in denen du hier in diesem Hause schon wohnst, hast du auch einige Zeit damit verbracht, sie zu reinigen, zu bohnern und einige kleine Reparaturen durchzuführen.
 
Warst doch immer so stolz, wenn sie wie nietennagelneu funkelte, aber manchmal war sie auch sehr stark verschmutzt und musste extra gut geputzt werden, was du dann auch ziemlich mürrisch und zähneknirschend erledigt hast.
 
In der letzten Zeit musstest du ab und zu beim Hinaufsteigen inne halten, denn dein Herz klopfte so schnell, weil der Blutdruck mal wieder außer Kontrolle geraten war.
 
Es war selbstverständlich ein anderes Herzklopfen wie das, dass du verspürtest, als du hier auf dem ersten Absatz deinen ersten Kuss von der Linda erhieltest, oder das Klopfen nach der bestandenen Berufsausbildung.
 
Auch klopfte dein Herzlein beim Hinaufsteigen der Stufen ganz anders, als du nach der Geburt deines ersten Kindes Heim kamst. Erinnerst du dich auch noch an deine unsicheren Schritte, die du machtest. Damals wurdest du nach Hause gebracht,  weil  vor lauter Glück einen über den Durst getrunken hattest.
 
Aber heute ist es so anders, du weißt auch nicht warum, aber du spürst es intuitiv.
 
Du bleibst mal wieder im Zwischenstock stehen und betrachtest den schönen Ausblick. Es hat dir schon immer gefallen, mitten ins Gebirge schauen zu können und heute scheint die Sonne in ihrem hellsten Lichte.
 
Nur noch ein Stockwerk, 'ach, warum  ist es bloß so mühselig', denkt der Alte insgeheim, als er seine Treppe scheinbar traurig flüstern hört:
 
'Tschüß, war eine schöne Zeit mit dir.'
 
Ungläubig schließt er die Haustüre auf und  hängt seinen Mantel an den schmiedeeisernen Gardeobenhaken.
 
'Eine Treppe, die mit einem redet, in echt? Nein, das kann nicht sein, so senil bin ich noch lange nicht!'
schießt es ihm so durch den alten Dickschädel.
 
Der Mann geht schlurfend ins Wohnzimmer und schaltet seinen Fernseher ein, denn die Fußballeuropameisterschaft wird heute eröffnet werden. Völlig ausgepumpt setzt er sich nun in seinen Fernsehsessel und möchte das Spektakel genießen.
 
Den Anpfiff  des Eröffnungspieles wird er aber nicht mehr miterleben können, denn unerwartet überfällt ihn eine seltsame, bleierne Müdigkeit.

25.10.2008








Tödliche Umarmung
 
Faszinierend
betrachte ich 
bei meinem
morgendlichen 
Spaziergang
die Luftwurzeln
der Würgefeige.
 
Enger und enger
schnüren sie
den armen Baum,
mumiengleich,
und er,
er ergibt sich
scheinbar 
majestätisch
seinem Schicksal,
wohl wissend,
dass sein äußeres Skelett
in einigen Monaten
nunmehr wohl
das einzige Zeichen 
seiner Existenz sein wird.
 
Ehrfurchtsvoll betrachte
ich ihn schweigend
und ein kleines Lächeln
überkommt mich, denn
am Wurzelwerke des Riesen
gedeihen heilende Pilze .  

18.06.2008











Das Gnadenbrot
 
Über 35 Jahre bist du nun schon alt und machst immer noch etwas her.
Schlank und elegant wirkend ist dein Erscheinungsbild. Beige, nein eigentlich schon felbenfarbig, mit zottelig blasser Mähne und einem für dein Alter noch sehr buschig wirkendem Schweif.
 
Durch ganz Deutschland bist du gereist. Warst in Gegenden die ich noch nicht mal vom Namen her kannte. Woche für Woche erblicktest du eine neue Stadt. 365 Tage im Jahr warst du im Einsatz. Niemals hast du dich bei irgendjemandem über dein karges Los geklagt. Hattest ja auch immer ein Dach über dem Kopfe und wurdest stets gehegt und gepflegt.
 
Tausende von kleinen Kindern hat dein Anblick ihre zarten Herzen höher schlagen lassen. Sie waren dir stets willkommen und sicherten deinem Besitzer seine bescheidene Existenz.
Die großen, ehrfurchtsvollen Kulleraugen  der Kinder strahlten dich liebevoll  an und betrachteten ausgiebig deine Konturen. Meistens wurdest du noch kurz gestreichelt, ehe die Erwachsenen ihren Nachwuchs ruckartig vom Boden hob, um ihn in deinen alten bequemen Westernsattel zu setzen.
 
Stolz wie die Könige und mit geradem Rücken saßen die Kiddies auf dich, hantierten ganz wild mit den Zügeln und drehten genüsslich die eine oder andere Runde.
 
Manchmal, wenn dich die Melancholie des Seins überfiel, erinnertest du dich auch an einige Kinder, deren Gefühle Bände sprachen. Es lief bei dir ab wie im Film, halt wie eine Momentaufnahme des Lebens.
 
Da war doch der feige Harald, der sich vor Angst fast in die Hose machte oder der fiese Paul, der dich aus reiner Freude auspeitschte, die lustige Suse, die sich vor lauter Kringeln gar nicht mehr ein bekam und dann war da ja auch noch die traurige Linda oder der unselbständige Tom.
 
Ja, ja, du hast die Kinder schon immer besser verstanden, als so manch ein Erwachsener.
 
Ganz klar hattest du auch noch die Julia im Kopf, denn die hatte dich früher sogar mehrmals besucht und das letzte Mal, als sie dich sah, setzte sie den kleinen Peter in den Sattel. Das war so unglaublich rührend. 
 
Doch mit einem Mal war alles vorbei.
 
Der Besitzer war zu alt zum Reisen, das Karussell wurde für die heute Jugend einfach zu unattraktiv und für  die Besitzer zu unrentabel. Schon allein die Restauration würde Unsummen verschlingen. So kam es also, dass du dich im hohen Alter von deinen Brüdern und Schwestern verabschieden musstest. Es kam zur Versteigerung.
 
Ich habe dich gesehen und musste dich einfach besitzen. Es war wie ein Zwang, ich kann dir nicht einmal sagen, warum. Vielleicht, weil ich schon immer ein großes Herz für Pferde hatte.
 
So kam es also, dass du in meinem kleinen Garten dein Gnadenbrot bekommst und dort immer noch als das bewundert wirst, was du bist:  meine kleines, knuddeliges Karussellpferdchen aus Holz.
 
Du bist ein echter, kleiner Schatz, ein wahrer Blickfang und viele meine Gartennachbarn beneiden mich um dich.
 
Abends wirst du immer in den kleinen Gartenpavillon eingesperrt, damit du nicht aus Versehen gestohlen wirst. 
 
Damit du mir noch viele, viele Jahre erhalten bleibst, muss ich dich ab und zu schinden Die eine oder andere defekte Stelle wird angeschliffen und mit dem Lack, der übrigens immer wieder eigens für dich gemischt wird, ausgebessert. Ein bis zwei mal im Jahr bekommst du zusätzlich noch eine Klarlackkur, damit das raue Nordseeklima dir nichts anhaben kann.
 
Weißt du was, nächste Woche kommt meine kleine Enkelin Laura vorbei und dann werde ich dir den alten Sattel aufsetzen, damit sie einige Zeit auf dich reiten kann.    

                                                                     31.05.2008


















Kein Seemannsgarn, sondern die Titanic
 
Die salzige Luft würzt deinen kühlen Atem und lässt deine kräftigen Lungen
vor lauter Wut fast zerbersten. Jeder Atemhauch, der entfleucht, kondensiert in Sekundenbruchteilen.
 
Vor wenigen Momenten ist großes Unrecht direkt vor deinen weit aufgerissenen, blanken, blauen Augen geschehen.
Ohnmächtig und so machtlos bist wieder einmal unbeabsichtigt zwischen die Fronten geraten.
 
Warum nur hast du nur diese Route eingeschlagen und unerwartet diesen einen unglückseligen Notruf empfangen?
 
Es erschien doch so unmöglich, ein quasi unsinkbares Schiff.
 
Die Titanic, der ganze Stolz einer ganzen Nation.  Gebaut für die Ewigkeit und nun, kaum vom Stapellauf gelassen, taucht sie bereits in die ewigen Jagdgründe zu den Fischen hinab.
 
Eine starke Brise reibt in deinen leicht verschwommenen Seemannsaugen, denn sie erblickten gerade eben das Schlimmste.
 
Niemand wurde verschont, weder Mann noch Frau oder gar Kind.
Unbarmherzig holten sich die rauen Fluten das, was ihnen zustand:   einen Tribut, einen Vorschuss auf das, was die Menschen dem Meer noch alles, ohne mit der Wimper zu zucken, antun würde. Sie ahnte wohl schon den kommenden  Raubbau.
 
Starr und unterkühlt wirkend, wendest du dich jetzt gegen den Wind, denn nur so können die kreischenden Stimmen ungehört verstummen. Deine Tränen kullern unaufhörlich, - ungehemmt-  und niemand kann sie sehen. Ein Kapitän der weint, nun  ja, wo gibt es denn so etwas?
 
Urplötzlich tritt eine gespenstische Stille ein, die Wogen haben ihre Wutattacken verloren und der Eisberg liegt gemächlich Achtern.
 
Die Eisflächen glitzern verführerisch in sämtlichen Spektralfarben in der Sonne. Vom gigantischem Schiff kann man nichts mehr erkennen.
 
Du wischt dir die Tränen mit deinem Ärmel ab und erkennst nur noch das scheinbar lasziv dahingleitende Treibgut.
 
 Dieses und einige mit zahlreichen Menschen besetzen Rettungsbooten erzählt die unglaubliche, katastrophale Geschichte einer schier unmenschlichen Tragödie.
 
Niemals wirst du die leeren, fast schon seelenlosen Blicke der geretteten Menschen vergessen können.
 
Die Dankbarkeit derer wird erst sehr viel später kommen, denn dieser unglaubliche Schock sitzt doch so unendlich tief.
 
Dennoch bleibst du ein unerschrockener Seemann, dem Urmeere treu ergeben, denn die See ist deine Heimat, dein Bollwerk und ihm gehört all deine Sehnsucht.
 
Du weißt ganz genau, es geht nur mit der Natur und wenn sie sich gegen dich stellt, hast du verloren.
 

30.05.2008












Ein Tag an der Nordsee

 
Schafähnliche, weiße Kuschelwolken
durchpflügen herrschaftlich anmutend
und scheinbar völlig ungestört
die prachtvolle Deichlandschaft.
 
Es fehlt ihnen nur noch
das gewisse Siegerlächeln,
denn die Schlechtwetterwolken wurden
durch sie -Schicht um Schicht- abgebaut.
 
Lächelnd zollt Ihnen auch
die warme, goldene Frühlingssonne
wohlwollend und mit ihrem strahlendem
Lächeln den wohl verdienten Tribut.
 
Die Möwen kehren kreischend
in großen Scharen an die Küste zurück,
um bei Ebbe -hier und dort-
einen deftigen Leckerbissen ergattern zu können.
 
Krabbenkutter laufen aus,
immer auf der Suche nach den schmackhaften Granat,
welches sich in den Prielen
zu tausenden gemütlich tummelt.
 
Auch gummigelb angezogene Spaziergänger
kann man jetzt wieder hinter dem Deich erblicken,
aber sie trauen dem Frieden noch nicht so Recht
und schwenken daher lässig ihre bunten Regenschirme.
 
26.05.2008





Der vergessene Wind


Der vergessene Wind bläst
ganz vorsichtig in meine Richtung.
Was er mir zu sagen hat?
Ich weiß es nicht, ahne nur recht vage.
 
Er streichelt mich ganz sanft
und ich wehre mich nicht, lasse ihn gewähren,
denn zu schön ist dieses Gefühl,
ein sicherer Hafen.
 
Der Wind ergreift mich, mehr und mehr,
nimmt Besitz von mir und meinem kalten Herz
und es beginnt sich, langsam und bedächtig,
wieder mit tiefer Liebe zu füllen.
 
Bitte glaube mir doch, liebster Wind des Vergessens , ich habe sie  nicht verdient.
Sintflutartig ergießen sich nun meine Tränen, prasseln nun ungehemmt auf den Boden
und im kleinen Rinnsal betrachte ich nun, ziemlich verloren wirkend,
den Sonnenuntergang in seinen unglaublich anmutenden Farbtönen.
 
Am fernen Horizont kann ich es nun mit meinen eigenen Augen sehen,
es kommt, um mich zu abzuholen, das berüchtigte Schiff namens Hoffnung,
ich sehe, wie die Anker geworfen werden und schwimme dem  Glück entgegen
bemerke dabei aber nicht, wie mein Schutzengel lächelnd von dannen zieht. 


25.05.2008









Ich wollte, ich wäre   ...
 
 
ein kleiner, warmer
Regentropfen. 
 
Einer, der selbst entscheiden könnte,
wo er denn gerne landen möchte.
 
Vorzugsweise inmitten von prächtigen Sonnenblumen
oder gar auf einem knochentrockenen, brachliegenden Acker?
 
Vielleicht würde ich mich auch dazu entschließen,
mitzuhelfen, einen Riesenbrand zu löschen
 
oder einfach bei einem frechen Buben
mitten auf der Nase zu zerplatzen.
 
Es wäre aber auch gut möglich,
dass ich die Erde gar nicht erreichen würde,
 
weil es mir urplötzlich in den Kopf schießt, meinen Aggregatzustand zu verändern,
um als unbedeutender Wasserdampf durch die Welt zu schweben,
 
damit ich mir noch selbst noch einmal im Klaren werden kann,
was ich denn nun wirklich will.
 
Wie dem auch sei,
jetzt werde ich mich erst einmal auf dem Weg machen,
 
schaue mich noch einmal kurz in der Wolke um,
sage adieu und lass mich fallen...

25.05.2008
 








Die Entscheidung

Ich befinde mich auf der Reise in mein inneres ICH. Dort werde ich nicht nur meine Seele, sondern auch wieder auf dich treffen, mein Geliebter, mein Gegenherz, einer der Hauptgründe des Seins.
 
Ich werde so wie wie die letzten Male schnurstracks auf dich zugehen, deine warme Hand nehmen und wir erklimmen im totalen Einklang unseren besonderen Hügel, um den Sonnenuntergang wie in alten Zeiten gemeinsam betrachten zu können.
 
Deine innere Ruhe läßt mich nach so langer Zeit endlich mal zur Ruhe kommen, denn nur in deinen starken Armen kann ich mich fallen lassen. Das Gefühl der Einheit und Geborgenheit ist wie auf mystischem Knopfdruck wieder erwacht.
 
Ich weiß, dass ich dich nicht küssen darf, bin mir aber nicht sicher, ob ich dir dieses Mal widerstehen möchte.
Zeit und Raum zerfließen, sind einerlei; Erinnerungen überkommen mich,
lassen meine alte, längst verloschene, Lebendigkeit erahnen.
 
Unsere ganze Liebe aus vergangenen Leben läuft in mir wie ein neu entdeckter Film ab.  Es gefällt mir so sehr, was ich dort erblicke:
Sehnsucht, Liebe und Erfüllung.
 
Warum sollte ich denn in mein jetziges total unterkühlte Leben zurückkehren wollen? Ich müßte mich der bitteren Realität wieder stellen, vereinsamen, und das  gerade jetzt, wo ich hier doch alles habe was ich brauche?  Dich !
Nein, ich bleibe, die Entscheidung ist gefallen.
 
Meinen puren Egoismus habe ich bis zum heutigen Tage immer wieder und wieder zurückgestellt, aber nun ist es an der Zeit, an mich selber zu denken.
 
Ich bleibe.
 
Sieh nur die Sterne, sie scheinen zu zwinkern, meine Entscheidung scheint ihnen zu gefallen.
Komm, lass uns noch ein wenig schwimmen gehen, ehe wir uns zum Schlafen niederlegen. 

19.04.2008









Tulpenparade

Sie sind sorgsam aufgestellt,
alle, in Reih' und Glied.
 
Einheitlich ihre farbenprächtigen Uniformen,
die ziemlich edel in der seichten Frühlingssonne glänzen.
 
Ein gut koordiniertes Schlachtfeld, sehr übersichtlich.
Es fehlt nur noch der Startschuss zum Unabwendbarem.
 
Die Spannung steigt langsam aber stetig ins Unermessliche.
Ein laues Lüftchen weht und eine
seltsame Ruhe macht sich gespenstisch breit.
 
Jeder ist mehr oder minder gewappnet.
Gleich würde es hier sehr sti(e)llos zugehen,
denn die Messer werden bereits unbarmherzig gewetzt.
 
Aufgrund ihres enormen Fachwissens
lassen sich die Prächtigen aber gar nicht aus der Ruhe bringen,
denn sie werden mit der Gewissheit fallen,
dass sich ihre Wurzeln weiterverbreiten würden; ein
normaler Vorgang in der Natur. Leben und Leben lassen.
 
Ehrenvoll werden sie zu Grunde gehen und nicht lemmingartig die Flucht ergreifen.
Kein einziger Schrei wird von den tapferen Helden der Nation je vernommen werden.
 
Stumm und scheinbar gelassen werden sie sich indirekt ihrem Schicksal ergeben.
 
Die Sonne steht nun fast im Zenit und plötzlich geschieht es: 
Ein lauter Pfiff und nun kommt endlich Bewegung ins Spiel.
 
Über zwanzig Pflücker machen sich jetzt gut gelaunt auf den Weg, um die kostbaren Tulpen zu ernten,
damit diese schnellstens nach Amsterdam verfrachtet werden können, um
der einen oder anderen Angebeteten den Frühling ein wenig zu versüßen.

08.04.2008








Ein letzter Spiegelblick
 
Die blutjunge Braut stand fertig angekleidet in ihrem weißen, prachtvoll auf Taille geschnittenem Brautkleid und betrachtete sich leicht melancholisch im Spiegel. Voller Stolz blickte sie in ihr makelloses Gesicht, wirkte ziemlich selbstverliebt und das durfte sie auch mit vollem Recht sein. Ihr Aussehen war nämlich phänomenal: süße blaue Kulleraugen, schwarze gelockte hüftlange Haare, ein Stupnäschen und so wundervoll geschwungene rote Lippen, mit denen ihr Bräutigam sicherlich was anzufangen wissen würde.
Doch auf was für ein Abenteuer hatte sie sich hierbei eigentlich eingelassen? War sie verrückt? Durchgeknallt, ein akuter Fall für den Psychiater? Manchmal zweifelte sie an sich selbst, konnte ihr unverschämtes Glück gar nicht fassen.
 
 
Aber war es auch wirklich Liebe? Diese reine, einzigartige Liebe, die man im Leben wenigstens einmal begegnen sollte? Ihren Bräutigam hatte sie  noch nie in life oder in Farbe gesehen oder gar liebkost.
Klar besaß sie Fotos und es gab schon die eine oder andere Videokonferenz und dank Handy kannte sie seine Stimme in - und auswendig. 
 
Er wollte es so. Punkt, aus, fertig. Ein Treffen vor der Hochzeit stand für ihn nie zur Debatte.
Selbst die Verlobung fand im engen Familienrahmen via Internet statt. Ein schöner mit funkelnden Brillanten besetzter Ring zierte seit diesem freudigen Tage ihren zarten Finger.
 
Er konnte so schön schreiben, seine Liebesbriefe waren immer sehr liebevoll verfasst. Sie enthielten stets sehr zärtliche Worte, bei denen allein man sich richtig geborgen und aufgehoben fühlen konnte. Man konnte die Liebe, die in ihnen steckte, scheinbar  körperlich spüren, fast einen innigen Kuss nachfühlen.
 
Nun war sie wirklich mal gespannt. Schließlich war sie war über den halben Globus gereist, um sich hier in Australien trauen zu lassen und auch dort zu leben. Es war eine weitreichende Entscheidung gewesen, denn alle ihre Freunde, Verwandte und Bekannte hatte sie hinter sich gelassen, um diesen einen Mann von Welt zu heiraten.
Vier lange Jahre waren sie nun schon verlobt.
 
Lodernde Sehnsucht konnte  ihre Gefühle für ihn kaum noch im Zaun halten. Sie wollte ihn, begehrte ihn und er wollte sie auch, aber nur als Ehefrau. Etwas anderes kam für ihn nicht in Frage. Klar hatte sie schon einige Beziehungen hinter sich gebracht, die mehr oder minder an der Lieblosigkeit der Männer zerbrachen. Komischerweise waren sich diese immer einander ziemlich ähnlich, doch der Jörn der war aus einem ganz anderen Holz geschnitzt, humorvoll, aufmerksam, zuverlässig. Eben ein Mann, der mitten im Leben stand.
 
In der Nacht, bevor sie aus Deutschland abreiste, hatte sie ein echt wirres Zeug geträumt. Ein kluger Adonis, kaum älter als sie, kam vom Strand, nahm sie zärtlich in den Arm, küsste sie, hob sie vorsichtig  auf und brachte sie in eine ärmliche Hütte. Ihr gefiel es. Sie hatte ein angenehmes Kribbeln in der Magengegend. Magie umgab die beiden und so verbrachten sie gemeinsam eine wunderschöne Nacht. Völlig zerschlagen wachte sie am nächsten Tag auf, um sich auf die lange Reise zu machen. Irgendwie war seit diesem Moment alles anders. Sie konnte es sich jedoch nicht erklären.
Was war nur geschehen? Im Traum wirkte sie so verliebt. Was sollte das? Was bedeutet dieser Traum?
Sie verwarf diese unausgegorenen Gedanken und erreichte im letzten Augenblick, mit samt ihren Vater im Gepäck, noch ihren Flug, denn es war Samstag und sie standen eine halbe geschlagene Stunde mit dem Taxi  im Stau. Der Flug verlief ohne besondere Vorkommnisse, obwohl, strapaziös war er schon.
 
Ein Chauffeur holte Sie und Ihren Vater vom Flugplatz ab und geleitete sie in ein nobles 4-Sterne Hotel, denn ihr Bräutigam wollte am nächsten Morgen eine ausgeruhte, zufriedene Frau in Empfang nehmen, wie er ihr vor dem Abflug noch liebevoll zuflüsterte.
 
Am nächsten Morgen wurde noch schnell gefrühstückt, dann artete es langsam auch schon in Stress aus. Ein Friseur zupfte an ihr herum, das sensationelle Hochzeitskleid musste noch ein wenig abgeändert werden, denn vor lauter Aufregung in den letzten Wochen, hatte sie sieben Kilo abgenommen. Nur noch ein kurzer Blick in den Spiegel.
 
Planmäßig erreichten sie um 10:00  Uh das riesige Grundstück ihres Mannes. Alles war sehr festlich geschmückt, überall erblickte sie Blumenarrangements. Ein letztes Mal atmete sie tief durch. Also gut, Augen zu und durch.
 
 
Nun war es also so weit.  Die ersten Töne des berüchtigten Hochzeitsmarsches erklangen. Ihr Vater wusste gar nicht, wohin er zuerst schauen sollte, so ein hübscher Anblick. Tränen kullerten ungehindert an seinen faltigen Wangen hinab. Wie schön wäre es doch gewesen, wenn ihre Mutter, Gott hab sie selig, das auch noch hätte miterleben dürfen, aber es sollte halt nicht sein, der liebe Gott wollte es anders. Das Leben kann manchmal wirklich grausam zuschlagen. Aber das ist eine andere Geschichte.
 
Das Beste war, das diese Hochzeit voll und gänzlich durchgeplant war, in Abstimmung mit dem bekanntesten Weddingplaner der Großstadt.
Die Trauzeugen hatte ihr Verlobter besorgt. Es waren seine Kinder aus seiner ersten Ehe. Zwei junge Männer in ihrem Alter. Diese beiden hatte sie bis jetzt nur auf Bildern gesehen, denn sie studierten in Amerika Ökonomie. Sie war ehrlich gespannt, wie die beiden so waren, was für Charaktereigenschaften sie hatten und selbstverständlich auch auf ihr Aussehen. Ihre großen Söhne. So schnell wurde man also zur Mutter.
 
Mit langsamen Schritten schritten sie und ihr vor lauter Stolz fast platzender Vater anmutig dem Verlobten entgegen.
Es war eine gute Idee vom Weddingplaner, diese Hochzeitszeremonie im Freien abzuhalten, denn es war ein Tag mit Sonnenschein pur. Nach der Trauung sollte ein riesiges Barbeque stattfinden. Die Bänke waren voll besetzt mit Leuten, die sie noch nie vorher in ihrem Leben gesehen hatte. Doch das war ihr im Moment total egal. Sie suchte mit ihren Augen ihren Verloben . Er stand vor dem Pastor, wie immer sehr elegant wirkend, in einem schwarzen Maßanzug gekleidet. Er machte echt was her, mit seiner sportlichen Statur. Man, was war sie stolz auf sich, so einen Mann heiraten zu dürfen. Hatte sie so jemanden wirklich verdient?
 
Sie sah in das strahlende Gesicht ihres Verlobten und betrachtete neugierig die beiden Trauzeugen, die sich jetzt auch zu ihr umdrehten. Das Blut gefror in ihren Adern, denn der rechte Trauzeuge war der kleine Adonis aus ihrem Traum.

03.04.2008



Winterstarre

Die Tränen werden durch den erhöhten Wasserdruck am Kullern gehindert.
'Stark musst du sein!' So lautet die Parole und gilt für euch alle.
Dabei hängt deine Seele gefangen auf dem Grunde eines
doch so einmaligen, wunderschönen Sees.
Deine Seele scheint langsam zu verdursten, quält sich unglaublich.
Die Nahrung  ist ihr ohnehin versagt, zu spät.
Dein Pulsschlag verringert sich, unaufhaltsam,
und du erfrierst innerlich,
Scheinbar erstarrt, fällst du, liebes Geschöpf des Wassers,
in einen traumlosen, dornröschenartigen Schlaf.
Du wirst erst wieder geweckt werden,
wenn die Bäume ausschlagen und die
Frühlingssonne das Eis wieder schmelzen lässt.
Tja, so bist du halt, du eiskalter Fisch. 
26.01.2008





Bin ich ein Planet?

Ich würde es sehr begrüßen, wenn ich heute Nacht in meinen  manischen Träumen  noch einmal eine Rückführung in mein früheres Leben nachfühlen könnte.
Eventuell erneut und ganz explizit diese wundersame,  mental-astrale Verschmelzung mit einem anderen Planeten zu  erleben, hätte etwas ganz Spezielles, Geniales an sich.
Es würde mir die dringend benötigte Frischluft zum Erweitern der Lungenflügel offenbaren und phantastische Träume gebären.
Und wenn dem anderen Unikatstern meine Affinität zum kosmischen Zauberglitzerstaub genauso gut gefallen würde und ich mich mit ihm auf der universellen Wohnwiese niederlassen könnte, wie immer hyper wißbegierig und philosophierend, wäre es für mich wie Weihnachten und Ostern auf einem Tage fallend.

Sich über das Weiterbestehen des Seins zu unterhalten, damit meine momentanen Gedanken realisiert werden könnten und die jetzige Realität in diesem Moment  auch morgen noch Bestand haben würde, wäre nur ein Reizthema, welches sich zu diskutieren lohnen würde.

Ein weiterer Aspekt wäre natürlich auch die grundsätzliche Überlegung einer vertrauensvollen Zusammenarbeit auf Herzensbasis, die sich natürlich auch sehr elementär auf die Zukunft auswirken würde, wenn man denn konform ginge.
Selbstverständlich muss man auch hier abwarten und Tee trinken, denn im Moment sind die Träume noch nicht mal Schäume und hoffentlich werden sie auch nicht Schnee von gestern sein, wenn ich morgen früh aus meinem kuscheligem Bett steigen werde, um mich wie üblich der Realität zu stellen.

20.02.2008




Lachen verboten
 
Heute wollte ich mir das Lachen einmal selbst verbieten, ganz bewusst. Wollte mal sehen, wie es so ist, wenn man den ganzen Tag weder Lachen, noch Lächeln darf.
 
Die Idee ist mir gestern Nachmittag gekommen, als ich einen Filmausschnitt von Timm Thaler gesehen hatte. Diese berühmte Kinderfilmserie, in dem der Hauptdarsteller Thommy Ohrner sein Lachen verkaufte, damit ein reicher Mann, dem dass Lachen schon seit längerem vergangen war, wieder erfolgreicher im Geschäftsleben  werden konnte. Sympathie ist halt doch sehr wichtig, um das eine oder das andere im Leben zu erreichen.
 
So legte ich meine Maske auf. Mit  heruntergezogenen Mundwinkeln, griesgrämig dreinblickend, machte ich mich auf dem Weg ins Badezimmer. Ich schaute in den Spiegel und musste schlucken, denn meine Grimasse sah wirklich schaurig aus und entstellte mich total.
 
Ich war schon auf den Anblick meines Freundes gespannt, denn er war schon eine halbe Stunde früher aufgestanden, um mir das Frühstück zu richten, denn ich hatte heute Geburtstag. Eigentlich auch eine wirklich blöde Idee, gerade an diesem Tage so eine Aktion durchzuführen, aber mir war gerade so danach. Wer mich kannte, der wusste, dass mich nichts auf der Welt würde davon abhalten können, meinen Plan in die Wirklichkeit umzusetzen.
 
Ich erreichte die Küche und mir kamen sonderbare Wohlgerüche entgegen, frisch aufgebrühter Kaffee und der Geruch von frisch gebackenen Semmel. Ach, hmm, lecker, aber ich riss mich zusammen.
 
Betrat, stumm und scheinbar in mich gekehrt, die Küche und brummte ein Morgen heraus. Kurz und knapp, ohne meinem Freund eines Blickes zu würdigen, setzte mich an den liebevoll gedeckten  Tisch und sah wie er mich ziemlich seltsam betrachtete. Ich musste ja auch wirklich strange  aussehen und wirken. Ich wollte aber, auf Teufel komm raus, durchhalten. Tat so, als sähe ich die schöne gelbe Rose und das raffiniert verpackte Geschenk gar nicht. Ich platzte natürlich vor Neugierde, konnte mich aber beherrschen. Was er wohl für mich gekauft hatte?  
 
Ich sah das Blitzen in den Augen meines Schatzes, der nun schnurstracks auf mich zuging, mich vom Stuhl riss und mich liebevoll in seinen  kräftigen Armen nahm. Nein, lange kann ich dort nicht  mehr ernst hineinschauen in diese treu blickenden Augen. Was war das? Ein leichtes Lächeln machte sich unaufhaltsam in meinem Gesichte breit, ich konnte es nachfühlen.
 
Ich schwöre euch, ich wollte durchhalten, aber seine weichen Lippen, die kamen mir näher und näher. Sie zogen mich magisch an, bin total in seinem Bann geraten. Ach, was soll's, ein Geburtstagskuss, den kann man sich doch nicht einfach so entgehen lassen, oder? Wir küssten uns leidenschaftlich, unendlich lange. Bei einer kurzen Kussunterbrechnung fragte er mich aber schon, warum ich denn vorhin eine so lange Schnute gezogen hätte. Ich antwortete, daß ich jetzt doch schon so eine recht alte Lady sei, und mir seiner Liebe nicht mehr so sicher wäre.
 
Daraufhin nahm er mich wortlos auf seinen Arm , schmiss mich wie einen Kartoffelsack über seine breiten, wohl geformten Schultern und ich wusste sofort, dass ich jetzt eine süße Bestrafung vor mir hatte, die ich zugegebenermaßen,  sehr genießen würde.
 
Mein Projekt,  heute nicht mehr zu Lachen, wurde erst einmal unaufhaltsam und kompromisslos auf die lange Bank ganz, ganz weit nach hinten verschoben.   
11.02.2008
 
 
 
 
Der kleine Rote
 
Fast 10 Jahre lang hast du mich durch dick und dünn begleitet, ohne viel zu murren. Wenn ich dich jetzt mal eben so betrachte, fällt mir sofort die durchgesessene Hinterbank ein. Von was wohl. Hm. Nun ja, ich mag mich mal eben vorstellen. Ich bin der Friedrich, knappe 29 Jahre alt und stolzer Besitzer eines rotfarbenen Golfes III. Ich persönlich würde dieses rot schon eher altersbedingt als verwischtes zinnoberrot bezeichnen, denn der Lack fängt ganz langsam an, abzublättern. Was haben wir nicht schon alles erlebt, durch ganz Deutschland sind wir gefahren, haben hier und dort auch mal junge, knackige Anhalterinnen aufgefischt und uns mit ihnen herrlich amüsiert, wenn sie auch Interesse zeigten. Ich könnte sogar behaupten, das du ein sehr fremdsprachenerfahrenes Kulturauto bist, denn halb Europa wurde von uns zwei hübschen quasi wortwörtlich abgegrast. Obwohl du ein reines Kämpferherz hast, hattest du heute Nachmittag alle Lampen an und der Motor qualmte; es waren die Kolben.  Nix ging mehr. Traurig standen wir beide am Straßenrand. Gott sei Dank bin ich ein Mitglied im ADAC Club und rief per Handy um Hilfe. Geschlagene zwei Stunden stand ich dort und habe auf einen der gelben Engel gewartet. Dessen Diagnose war mehr als niederschmetternd: Kolbenfresser.
Passte  wieder alles gut rein, denn heute Abend war ich mit Freunden im 'Kroko', einem der angesagtesten In-Lokale unserer Kleinstadt, eingeladen. Ich hatte meine Freunde schon lang nicht mehr gesehen, denn ich bin schon seit mehr als zwei Monaten nicht mehr in meiner Heimatstadt gewesen, da ich momentan beruflich total eingespannt bin. Das Auto wurde in die nächstbeste Werkstatt gefahren. Aufgrund dessen, dass ich mehr als zwei Stunden auf den Abschleppwagen gewartet habe, war ich höchst erstaunt, dass sich die Werkstatt nur ein paar Querstraßen weiter befand. Ersatzteile waren aber nicht vorhanden, also beschloss ich, den Wagen dort auf dem Hof stehen zu lassen und am nächsten Tag mit einem großen Anhänger wieder zu kommen, um den Wagen dort aufzuladen, denn mit dem Abschleppseil oder gar Lenkstange eine Strecke von 90 km zu fahren ist ja gesetzlich strikt verboten. Außerdem wäre es eine riskante Berg- und Talfahrt geworden, da es bereits wieder zu schneien anfing.
In Gedanken sah ich mich schon, wie die Polizei mich drei Mal hintereinander erwischte und sie das Auto dann, samt dem anderen, gnadenlos aus dem Verkehr zogen und mir eine saftige Geldstrafe aufbrummten.
Glücklicherweise war in unmittelbarer Nähe ein Mietwagenverleih, der trotz der Fasnetszeit sogar noch geöffnet war. Ich mietete mir schnell einen kleinen Polo und fuhr schnurstracks nach Hause.
Es wurde ziemlich knapp mit der Zeit, aber ich konnte unsere Verabredung einhalten. Wir haben den ganzen Abend nur rumgeblödelt und gelacht und für mich persönlich war es einer der entspannendsten Abende in der letzten Zeit überhaupt. Das Beste war, dass sich das Problem mit dem Abschleppen in Luft auflöste, da einer meiner Freunde einen solchen Anhänger besaß und ihn mir morgen früh ausleihen wollte. 
 
P.S.: Nachdem ich mein Auto erfolgreich nach Hause überführen konnte, checkte mein Bruder das Fahrzeug noch einmal durch und besorgte mir einen ATM, den er in mein geliebtes Töff einbaute.Nun rollt mein Liebling wieder durch die Straßen.
 
 
 Träumerei
 
Das sanfte Plätschern des Baches hatte etwas Beruhigendes an sich. Die hoch gewachsene Riesenplatane spendierte kühlen Schatten. Ein leichtes Säuseln des Windes ließ mich schnell schläfrig werden. Diese absolute Ruhe ließ wickelte mich ein. Mit einem hochzufriedenem Seufzer ließ ich es gerne zu, dem Traum Raum zu geben, und mich einfach mal wieder fallen zu lassen. Ich träumte von einem weißen, weichen Sandstrand. Ich ging dort barfuß  mit einer wunderschönen Frau Hand in Hand spazieren. Wir plauderten und erfreuten uns am schönen Sonnenschein. Die salzige Luft erfreute meine Atemwege. Diesen salzigen Geschmack im Munde habe ich schon immer gemocht, erinnerte er mich doch an meine ach so glückliche Kindheit auf Amrum, wo ich sorglos und sehr geborgen  in  einer Großfamilie aufwuchs.
Als krönendes Highlight gab mir meine Begleitung einen sehr zärtlichen Kuss direkt auf dem Mund. Das war wie Balsam auf meiner geschundene Seele. So einen schönen Tag hatte ich schon lange nicht mehr erlebt. Alles wirkte so echt, zu idyllisch, fehlten nur noch ein oder zwei Kinder, die um mich herum springen würden. Plötzlich wurde mein Traum ad hoc beendet. Die Realität hatte mich wieder. Warum?
Ich verspürte einen festen Druck am Oberarm und öffnete, mit einem leicht schmerzverzerrtem Gesicht, meine braunen Augen und betrachtete meinen Traumzerstörer, eher wohl Traumzerstörerin, denn es war nur  meine freundliche Krankenschwester, die mir wieder meine tägliche Ration Morphium spritzen musste.Meine verheerenden Verbrennungen schmerzten  nämlich fürchterlich, wenn das Betäubungsmittel nachließ.
 09.02.2008
 
 
Ooh, du liebe Ananas
 
Schon bei deiner Ernte fällt mir sofort auf, dass du eine ganz schön pieksige Angelegenheit bist, die sich nicht so einfach gängeln lassen würde. Ganz stolz und aufrecht wächst du an deinem ganz persönlichen, keulenartigem Stamme. Diesen bewundere ich übrigens über alle Maßen, denn, und das ist ja nachweislich Fakt, er wirkt nicht wirklich stabil . Wie man sich doch täuschen kann. Dein rechtsspiraligen, doch sehr stacheligen Laubblätter sind ein wahres Kunstwerk an sich.
 
Schnell , ohne viel Aufhebens, trenne ich dich mit meiner kleinen Machete von deinem angestammten Platze und lege dich in meinem bereits etwas schäbig wirkenden, jedoch selbst hergestellten Weidenkorb, den jedermann und auch -frau stets belächelt. Aber er ist ein wahres Unikat.
 
Da ich die Feiertage so total über die Strenge geschlagen habe, muss ich heute unbedingt einmal einen reinen Obsttag einlegen. Aufgrund deines Säuregehaltes bist du ja auch wirklich diätgeeignet. Außerdem sollen deine Enzyme den Fettabbau, sowie aber auch den Flüssigkeitsabbau im Körper steigern. Das hat mich bewegt, dir auf dem Leibe zu rücken. Entschuldigung, dass du dafür dein Leben lassen musst.
 
Obstsalat als Tagesgericht klingelt es mir immer noch im Ohre.
So könnte ich mich eventuell vielleicht doch noch um den schweißtreibenden Sport drücken.
 
Meine Frau meint nämlich schon öfter mal ganz nebenbei und sehr lapidar:
Einige Männer haben einen athletischen Waschbrettbauch und du 'nen dicken Knuddelbauch.
 
Mein Ego ist also ganz schön angekratzt. So schlimm finde ich mich figurmäßig eigentlich noch gar nicht, obwohl, zugegebenermaßen, beim Schwimmen schauen mich die Leute manchmal schon etwas merkwürdig an.
 
Auf dem Heimweg überlege ich hin und her, wie du denn wohl schmecken würdest. Bist du 'ne Süße oder saure Frucht deiner Art? Hm, am liebsten mag ich eine Mischung aus beiden, aber möchte man nicht immer gerade das, was nicht ad hoc verfügbar ist?
 
Nun liegst du so vor mir, wirkst so nackt, ohne deine akribisch angeordneten Blätter, und erweckst in mir den Eindruck, dass du dich jetzt wehrlos deinem Schicksal fügen wirst. Mit mordlustigen Augen und einem scharfen Messer in der Hand überkommen mich seltsame Überlegungen, wie ich dich in verschiedene Einzelteile schneiden könnte.
 
Ich könnte dich zum Beispiel köpfen, denn deine Wuschelblätter müssen sowieso weichen. Was hältst du von einer Halbierung oder sollte ich dich etwa zuerst von deiner lederartigen rauen Haut befreien? Oder nur Häuten und am Strunken langschneiden. Ja , das ist es, so machen wir es, das harte Mittelteil schmeckt mir eh nicht. Sei froh, dass ich mal in früheren Jahren in einem Schlachthof gearbeitet habe, das filetieren geht mit diesem scharfen Messer schnell und butterweich vor sich. Anschließend in kleine Würfel geschnitten, landest du direkt auf meinem weißen  Meissner Porzellanteller und hast die Ehre mich nochmit  in meine Hängematte begleiten zu dürfen, ehe ich dich Stück für Stück in meinem Munde verschwinden lassen werde. Ich muss mich jetzt auch beeilen, denn mein Magen knurrt bereits ganzfürchterlich.
Das einzige, was mich wirklich interessieren würde, wäre, wie Spongebob wohl reagieren würde, wenn er von meinem Massaker wüßte. Aber egal du tropische Köstlichkeit, mir wirst du sehr munden.
 
 
 
 
Die Verabschiedung
Wir haben uns heute hier versammelt,
um eine der angesehensten und zuverlässigsten Mitarbeiterin unseres Betriebes in ihren wohlverdienten Vorruhestand zu verabschieden.
Sie hat mit ihren tief empfundenen, teils schon überirdisch anmutenden Gefühlen unsere Firma stets bereichert. Innovationen wie romantische Gefühle, Sehnsucht, aber auch die Liebeskunst waren ihr immer eine Herausforderung wert. Ihre langjährige Erfahrung ließ ihr wahres Alter nur erahnen.
Schweren Herzens, aber auch aufgrund von unvermeidlichen Rationalisierungsmaßnahmen, verlässt sie uns heute auf eigenen Wunsch.
Sie ließ uns über Dritte mitteilen, dass dieses aber mit einem lachenden und einem weinenden Auge geschehen würde.
Als potentielle Nachfolger zieht die hochverehrte Leitung die sehr effizient arbeitenden Mitarbeiter " IGNORANZ" oder aber auch  "ANPASSUNGSFÄHIGKEIT" in Betracht.
Wie dem auch sei. Der "Liebe" wünschen wir alles Gute und nur das Beste für ihre  arbeitsfreie Zukunft.
 
Lasst uns das Sektglas erheben...
 
 
 
Karl, der Wettermann

Der alte, einsame Mann blickte neugierig aus seinem, mit nobel anmutenden Eisblumen bestücktem Fenster und staunte nicht schlecht, über das, was draußen so alles vor sich ging. Er ließ seiner blühenden Phantasie mal wieder einfach seinen Lauf:

"Hey, Karl, du warst heute ja schon ganz schön fleißig am Großreinemachen, du alter, aber gewiefter Wettermann. Das klappt ja wirklich schon ganz gut mit dir, denn seitdem Frau Holle, aufgrund ihres hohen Alters in Pension gegangen ist, ist ja nur ein knappes Jahr vergangen. Ehrlich mein Lieber, du bist wirklich wie geschaffen für diesen, auf dieser Welt wohl einmaligen, Job. Du bist ein wahrer Zauberkünstler, mit einem unglaublichen Gespür für die Bedürfnisse der Natur.
Kurz entschlossen hast du, wie durch Zauberhand, die Sonne einfach vom Himmel entfernt und diesen dann fast unbemerkt von hellblau in hellgrau umgefärbt. Hut ab, denn all' dieses ist innerhalb einer halben Stunde geschehen.
Karl, woher hast du eigentlich die dazugehörige Portion kalten Ostwind aufgetrieben? Schnell mal eben so aus dem Keller geholt? Passte er denn überhaupt noch in deine prall gefüllte Gefriertruhe für besondere Wetterphänomene? Und wie viel Wind hast du eigentlich noch vorrätig? Du musst doch auch noch an deine Frühjahrsstürme denken. Sei sparsam und denke bitte auch mal an mich, denn ich bin  nur ein alter Mann, der nicht mehr so gut zu Fuß ist.
Dieser Wintersturm pustet nämlich ziemlich unverschämt und wüst, durch die jahreszeitlich bedingte, sehr karge und unwirtlich anmutende Winterlandschaft.
Gnädigerweise entlässt du nun, aus dem tristen Wolkengewirr, unzählige weiße Schneeflöckchen, die tanzender Weise langsam und sehr sanft auf Mutter Erde niederrieseln. Wunderschön anzusehen, denn der bereits abklingende Sturm häuft zusätzlich noch kleine, neckische Schneewehen an. Diese sanddünenartigen Gebilde ziehen mich jedes Mal magisch in ihren Bann. Jedes von ihnen ist einmalig und anders strukturiert und leider auch nicht von Dauer.
Ich liebe dieses kraschelnde Geräusch und auch das Knirschen unter meinen Winterstiefeln, wenn ich über die fast schon geschlossene Schneedecke wandern darf. Ich muss mir nur noch schnell meine Mütze aufsetzen und den selbstgestrickten, dunkelblauen Schal umbinden."
 
Sprach's, zog sich an und freute sich auf seinen alltäglichen Spaziergang mit seinem alten Schäferhund Sunny.;)
 
30.01.2008
 
 

Nebelbrief
 
Hallo, lieber Nebel!
 
Du bist mir hier heute Morgen nicht wirklich willkommen, denn du raubst mir gemeinerweise den Blick
auf den strahlend blauen Himmel, der die Sonne heute schon mit reinster Wonne begleitet. Zudem verweigerst du mir im nächsten Augenblick auch noch den phantastischen Alpblick, den man an einem so fönigen Tage wie heute sicherlich erhaschen könnte. Ich finde es aber hochinteressant, mit ansehen zu dürfen, wie sich deine Nebelschwaden schleierartig, wallend fortbewegen. Scheinbar wollen sie alles, was das Frühjahr zur Zeit zu bieten hat, für sich, mit ihren zugegebenerweise nicht sehr schauerlich wirkenden Klauen, vereinnahmen. 
Gott sei Dank ist es heute nicht so kalt, so dass alles, was du berühren würdest, gefrieren würde. Zu meinem Bedauern muss ich aber zugeben, dass eingezuckerte Bäume mit Raureif wirklich einmalig schön aussehen, finde es aber echt gemein, wenn sich das bereits mutig blühende Schneeglöckchen in ein Eisblümchen verwandelt, und man nicht weiß, ob es sich je wieder von deinem unsäglichem Gebaren erholen wird.
Auch die berüchtigte Straßenglätte wird es heute nicht mehr geben, denn der Boden ist nicht mehr gefroren. So nah am Gefrierpunkt ist die Glätte immer ziemlich heimtückisch und hat schon viele Menschen ins Verderben gestürzt.
Außerdem bist du nur ein leicht angehauchter Nebel, der sich wohl, kurz über lang, den wärmenden Sonnenstrahlen ergeben muss und sich einfach so in ein 'Nichts' auflösen wird. Alles im allen bist du ziemlich wandelbarer Geselle, aber gräme dich nicht, denn du bist  wintertypisch und deine Art wird auch wohl immer noch auf der Erde weilen, wenn wir Menschen schon längst Geschichte sind. 
 
29.01.2008
 
 
 
 
 
Die Tränen werden durch den erhöhten Wasserdruck am Kullern gehindert.
'Stark musst du sein!' So lautet die Parole und gilt für euch alle.
Dabei hängt deine Seele gefangen auf dem Grunde eines
doch so einmaligen, wunderschönen Sees.
Deine Seele scheint langsam zu verdursten, quält sich unglaublich.
Die Nahrung  ist ihr ohnehin versagt, zu spät.
Dein Pulsschlag verringert sich, unaufhaltsam,
und du erfrierst innerlich,
Scheinbar erstarrt, fällst du, liebes Geschöpf des Wassers,
in einen traumlosen, dornröschenartigen Schlaf.
Du wirst erst wieder geweckt werden,
wenn die Bäume ausschlagen und die
Frühlingssonne das Eis wieder schmelzen lässt.
Tja, so bist du halt, du eiskalter Fisch. 
 
 
 
26.01.2008

 
 
Liebesatome  

Zahllose Liebesatome schwirren planlos
durch den riesigen Raum,
undefiniert und ungebunden.
 
Sie haben nur den einen
Sinn und Zweck:
gleichgesinnte Menschen zu finden.
 
Dann werden sie sich heimlich
in deren Herzen einschleichen,
und sich zu Molekülen verbinden
damit die Liebe ungehindert fließen kann.
 
 
Kurze Funktionsbeschreibung:
 
Meist beginnend mit einem gewolltem,
kurzen und sehr schüchternen Augenkontakt,
der aufgrund vermindertem Adrenalinausstoß
nur sehr stotternd erfolgt.
 
Als nächstes steht dann der erste, schwer wiegende,
lang ersehnte, aber alles entscheidende, Kuss auf dem Plan,
der den Puls der frisch Verliebten
ins unermessliche ansteigen lässt.
 
Ist dieses erst einmal geschehen,
werden die nun sehr erschöpft wirkenden Moleküle
wieder freigegeben, und verlassen ungehindert
die entsprechenden Körper.
 
Nun treten sie ihren lange schon verdienten
Feierabend an und genießen ihn.
Es sei denn, sie werden  wiederum gestört und zu einem
neuerlichen, dringenden Notfall gerufen. 

25.01.2008
 
 

Der Puppenspieler

Alle Fäden hältst du wie immer fest in deiner begnadeten Hand. Dein Publikum wartet schon wie immer, immens gespannt, auf dein famoses Spiel.
Du wirst sie alle wieder einmal in deinen Bann ziehen. Und obwohl du weißt , dass du stets mit einem halben Fuß im Gefängnis stehen wirst, wirst du mit diesen, wohl einmaligen Auftritten, freiwillig nie aufhören wollen.
Dein Spiel wirkt so quicklebendig, halt so wie gerade eben aus dem Leben gegriffen. Die gezielten Bewegungen deiner zierlich gewählten Puppen sprechen wahre Bände, mehr als es tausend Worte je könnten.
Du bist ein geschickter Botschafter geheimer Nachrichten. So manche Wahrheit ist hier in diesem Lande leider nicht erwünscht. Es wäre ziemlich gefährlich, diese oder jene Meinung ohne Märchenverpackung kund zu tun.
Als Puppenspieler weißt du  genau um den tosenden Applaus, den dir dein Publikum nach deiner hervorragenden Aufführung zukommen lassen wird. Das ist dann wie Balsam auf deiner Seele, beflügelt dich und entschädigt dich auch für so einige Anfeindungen, die du während der letzten paar  Jahre geduldig ertragen musstest.
Nach dem Auftritt wirst du deine Marionetten wieder sorgfältig, eine nach der anderen, auf Schäden untersuchen und sie dann liebevoll in die dafür vorgesehenen Schachteln und Röhren verstauen.
Eigentlich könntest du mit deinem Leben rundum zufrieden sein. Das einzige, was dir zur Zeit wirklich Sorgen bereitet, sind die finsteren Gestalten, die dich seit einiger Zeit heimlich auf Schritt und Tritt begleiten und jeden deiner Schritte mit Argusaugen verfolgen. Du musst vorsichtiger werden, denn der Sultan hat überall seine Schergen.

veröffentlicht am 20.01.2008
 
 

Die Schulkollage
 
Mit einer "Engelsgeduld" sitzen Oma Heiderose und ihr Enkel Tom
am Küchentisch beisammen und versuchen, dass erste gemeinsame
Kollagenbild fertigzustellen. Heiderose wollte ihren Enkel unterstützen,
denn seine Eltern hatten wie immer keine Zeit für den Buben.
 
 
Es war ein Schulprojekt und ehrgeizig wie Tom nun mal war,
musste es ein Superbild mit wenig aber relativ gutem  Text werden. Mindestens eine Zwei Komma eins hatte er dafür eingeplant.
Eine Eins wäre natürlich noch besser, aber es war halt ein wirklich schwieriges Thema,
dass ihm sein Klassenlehrer zugedacht hatte.
 Der Titel war "Gemeinsam, statt einsam!" Da musste man erst einmal das richtige zusammentragen. Im Internet und diversen Zeitschriften wurde herumgestöbert. Nach einer umfangreicheren Sucherei wurde man fündig.
Irgendwie hatte Tom das Gefühl, dass dieses Thema nicht wirklich erwünscht war . Irgendein Tabu . Konnte er nicht wirklich verstehen. Wie sollte man denn einsam sein? Man hatte doch die Eltern, die Freunde, Bekannte Verwandte und durch das Internet stehen einem doch alle Türen offen.
Abwechslung genug gab es doch auch in den verschiedenartigsten Vereinen und auf einer Reise konnte man doch auch nette Leute kennen lernen.
Er nahm seinen grünes Plakat und er griff  das erste Bild, klebte es  mit einem Prittstift auf.
 
 
 
Das Bild zeigte einen  Beduinen mit seiner Familie, ein Zelt und riesige sandfarbene Dünen.
Nun musste ihm nur noch  ein gescheiter Text einfallen.
Selbstgewählte Einsamkeit durch Nomadentum, wobei die Tuaregs ja eigentlich nicht wirklich einsam sind, da deren ganze Familie ja mit durch die Wüste zieht. Man entkommt so  dem Trubel der Städte und versucht in  Einklang der Natur zu leben. Irgendwie bekunden auch die stattlichen Wüstendünen Einsamkeit meinte Tom, aber das schrieb er nicht.
 
 
Sorgfältig schnitt Tom eine Kontaktanzeige aus, dazu fiel ihm folgendes ein:
Bekundung der Einsamkeit durch Kontaktanzeigen, in einer Zeitung gab es zwei Seiten Kontaktanzeigen, private sowie sogar geschäftliche.  Seine Oma sinnierte: "Merkwürdig wie viele Singles es doch in Deutschland gibt und es werden täglich mehr, auch Scheidungen stehen immer mehr auf der Tagesordnung. Das hat es zu meiner Zeit nicht gegeben, da hat man sich noch zusammengerauft und hat sich nicht gleich wegen jeder Kleinigkeit scheiden lassen, heutzutage geht man viel zu schnell wieder seine eigenen Wege."
Toms lapidare Antwort ließ nicht lange auf sich warten: "Was ist schon ein Leben ohne Liebe. Man lebt nur einsam neben einander her, quasi nach dem Motto: Gemeinsam einsam! Kein Wunder, dass die Partnerschaftsagenturen wie Pilze aus dem Boden schießen. Man findet ja den Wald vor Bäumen nicht." Sorgfältig klebte er die Kontaktanzeige in die Mitte seines Plakates. 
 
 
 
Als nächstes fällt ihnen ein Bericht über Obdachlose in die Hände. Diese Menschen haben aus den verschiedenartigsten Gründen alles hinter sich gelassen und leben auf der Straße. Sie betonen immer wieder, das sie nicht vom Sozialamt leben und somit auch keinem zur Last fallen. Gründe gibt es viele, z.B. Verlust eines Angehörigen, Scheidungen, Verlust des Arbeitsplatzes, privates Insolvenzverfahren oder gar einfach den Verlust des Sinnes des Lebens.Ein Grund ist für viele einfach auch nur : Übersättigung des Systems. Sie sind lieber heimat- und bindungslos, schlafen unter Brücken und schlagen sich mit Betteln durch die Zeit und Welt. Zum Glück gibt es auch Organisationen, die sich derer im Krankheitsfall oder bei Extremsituationen annehmen, z.B. mobile Ärztewagen, Suppenküchen  und Obdachlosenheime. Die Allgemeinheit schaut auf diese Leute meistens verächtlich nieder. Schade eigentlich, denn man kennt ja nicht jedes Schicksal, aber schon schieres Aussehen kann einsam machen. Die Gemeinschaft grenzt diese Menschen ganz einfach aus. Tom betrachte diesen Bericht noch einmal und schaut auf den traurigen Gesichtsausdruck einer alten Obdachlosen Frau. Er wirkt so leer und stumpf. Links unten findet er genügend Platz auf dem Plakat. 
 
 
 
Nun widmete er sich einem wirklich schwierigem Thema, denn er kannte persönlich keinen einzigen Behinderten. er notierte folgendes: 
Einsamkeit durch Behinderung, z.B. körperlich behinderte Leute werden schief angeschaut und geistig behinderte nicht für voll genommen, sondern ignoriert. Am Schlimmsten finde ich das Gerede hinter der versteckten Hand und auch offene Worte können einem den Mut nehmen, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen. Integration ist immer wieder ein Schlagwort, doch wird es in unserer Gesellschaft schnell  mal abgetan. Inspiriert wurde Tom durch eine Behindertenklotüre, auf der ein riesiger Aufkleber peppte. Diesen  malte er geschwind auf sein Plakat, und war ziemlich stolz auf seine Leistung, denn er war nie besonders gut in Kunst.  
 
 
 
Einsamkeit durch Verlust des Partners.
Dazu fiel ihm spontan sein Onkel Harry ein, denn dessen Frau war ganz jung gestorben und seit über 5 Jahre haben sie nicht mehr von ihm gehört.
 Ein Verlust des geliebten Partners oder gar auch Kindes kann einen auch in die Einsamkeit hinein treiben. Manche sagen Blödsinn, ich meine aber es ist wie es ist, manche Leute trauern gar nicht, fressen einfach alles in sich hinein, ziehen sich einfach aus der Gesellschaft zurück, verlassen ihr Haus nicht mehr und schaffen es man gerade, sich zur Arbeit zu schleppen um dann wie erschlagen nach Hause zu kommen und sich einfach die Decke über den Kopf zu ziehen.  
 
 
 
Auszeiten, ja das kannte Tom auch aber nicht in der nun folgenden Art und Weise:
Einsamkeit durch Aussteigen auf Zeit
Bei einschlagenden Ereignissen nehmen sich viele Leute einmal im Leben eine Auszeit, die von unterschiedlicher Länge sein kann. Meistens zieht man sich in einsame Gegenden zurück, um mit sich Selbst ins Reine zu kommen.
Meist unter spartanischen Umständen, rein meditativ. Die meisten kommen gestärkt wieder und gliedern sich problemlos wieder in die Gesellschaft ein.
 
 
 
Mit dem Punkt Einsamkeit im Alter konnte Tom auch nicht viel mit anfangen, denn so 'ne Oma oder ein Opa das war doch was Tolles. Die hatten immer Zeit und sind stets geduldig, aber
immer mehr Menschen vereinsamen aufgrund mangelnder Zuwendung der Familienangehörigen. Das kann auch ganz schön schwierig sein, denn nicht immer wohnen dies auch noch am gleichen Ort. bekanntlich wohnt man ja dort, wo es Arbeit gibt. Meistens gibt es deshalb dann nur selten Besuche. Außerdem haben die Kinder auch noch ein eigenes Leben mit eigenen Problemen, die in unserer Gesellschaft teilweise auch künstlich geschaffen werden immer besser, immer teurer und Urlaub im Pazifik. Auch die Alten untereinander können sich nicht besuchen, weil sie auch nicht mehr so mobil sind. Außerdem wie sollte man Besuche untereinander auch bezahlen, bei der mickrigen Rente, die manche Leute bekommen, die ein Leben lang hart dafür gearbeitet haben.
 
 
 
"So Oma, das muß reichen", sagt Tom plötzlich sehr selbstbewusst . "Ich könnte ja ewig so weitermachen, denn ich habe noch viele Gedanken im Kopf, aber es soll ja auch nur ein Anriss sein. Meine Mitschüler sollen ja auch noch Spielraum haben, ihre eigene Meinung kund zu tun. Danke für deine Mithilfe. Ich gehe jetzt spielen", sprach's und zog von Dannen.

16.01.2008 / Spontanidee, überkam mich beim Kaffeeklatsch
 
 
 
 
 

Das Aktbild

 Ich sitze hier ziemlich offenherzig herum, nämlich nackt. In einem hellen, wohl temperiertem Raum mit Panoramablick auf die Alpen. Ich bemerke, das er mich unaufhörlich anstarrt, mich mit seinem geschärften Blick meinen Körper quasi richtiggehend abtastet. Es fehlt wohl nur noch ein Laserstrahl, der die ermittelten Daten an einen Computer weiterleiten wird. Unablässig wandert sein Blick von meinem Kopf bis hin zu meinen tadellos in Form gebrachten Füßen.

Er beobachtet sämtliche meiner Körperbewegungen. Studiert sie und scheint sich jedes Detail einzuprägen zu wollen. So langsam empfinde ich meine unnatürliche Haltung als ziemlich störend, ja fast schon als unangenehm. Er meint aber, dass eben diese ihm sehr zusagen würde und dass ich es vorher ja gewusst habe, dass dieses hier kein Zucker schlecken werden würde.

Irgendwie scheint er mir nicht recht geheuer, obwohl ich ihn in den letzten Tagen schätzen lernte und er mich bis jetzt in Ruhe ließ. Mein Instinkt warnt mich eindringlich, obwohl wenn ich ihn mir so  recht betrachte, er ein gut aussehender Mann in den Vierzigern ist. Den würde ich nicht so einfach von meiner Bettkante stoßen. Gut gebaut , hoch gewachsen, ein dunkler Typ mit leicht graumelierten Haaren. Ein richtiger Traum von einem Mannsbild, ziemlich attraktiv. Seine dunkle, fast schwarz blitzenden Augen habe mir schon bei unserem ersten Treffen gefallen; ebenso so seine tiefe, rauchige Stimme. 

Ach, was macht man nicht alles so für seinen Freund. Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, ein Aktbild von mir zeichnen zu lassen, aber er wollte es ja partout. Und langsam finde ich auch gefallen daran.

 

 15.01.2008, 13:59

 
 
 
Anglerfisch, Beilfisch, Linophryne
Lino

Stille und scheinbar unendliche Dunkelheit umgeben Dich schon seit du auf der Welt bist,  du, ein selbstbewusster Fisch.

Kälte umgibt dich, aber an diese hast du dich bestens angepasst, wie alle anderen deiner Spezies auch. Du lässt  dich einfach so von der Strömung treiben, nein mitreißen, denn du liebst den Geschwindigkeitsrausch. Da du dich im Moment  um nichts anderes kümmern musst, fängst du langsam an zu träumen.

Ach wie schön war es doch, als du völlig geborgen in deiner Eihülle lagst. Man brauchte sich um nichts anderes zu kümmern. Nahrung war genügend an Bord und Feinde waren dir  noch völlig unbekannt. Den ersten Feindkontakt hattest du aber bereits kurz nach dem Schlüpfen, denn du musstest mit ansehen, wie all' deine Geschwister von einem deiner ausgewachsenen Artgenossen gefressen wurde. Du hattest nur Glück, dass er gesättigt war und dich ohne eines Blickes zu würdigen, einfach links liegen ließ.

 

Eigentlich finde ich es großartig, in welchem Lebensraum du überleben kannst. Du lebst in der noch meist unerforschten Tiefsee in ab ca. 600 m Tiefe. Auf deinem Körper herrscht ein unglaublicher Druck, ca., 15000 t. Du ernährst dich mit allem, was dir unter der Nase kommt,  aber dazu später noch.

 

Eine Schönheit bist du wahrlich nicht, wirst es auch wahrlich niemals werden. Dein plumper Körper mit dem riesigen, unförmigen Kopf und den leicht melancholisch blickenden, kalten Augen schrecken einen eher ab. Eine ebenso abschreckende Wirkung hat dein klaffendes Gebiss, mit dem du deine unschuldigen Opfer wie mit einem Strohhalm einzusaugen scheinst.

 

Interessant mach dich wiederum dein geheimnisvolles Laternchen, oben an deinem Kopf, quasi als Anhang. Es blinkt ab und zu mal kurz auf, wie ein elektrischer Funken,  und  lockt neugierige Individuen, Opfer, aber auch Räuber, an. Aber was willst du machen. Nahrung muss her, egal wie, um jeden Preis. Am liebsten magst du kleine wirbellose Tiere, aber auch Kleinstlebewesen verschmähst du nicht. Du hast ja auch keine andere Wahl, schließlich gibt es hier unten noch keine Fastfoodketten.

 

Näher betrachtet sieht deine Laterne irgendwie aus wie eine durchgeknallte Nervenzelle, deren Funktion bis heute jedoch noch nicht ganz erforscht ist. Man vermutet, das auch Bakterien mit ihm Spiel sein könnten, aber diese Behauptung ist ziemlich wage.

Du, das unbekannte Mysterium, eine Tiefseekreatur.

 

Du solltest deine Singlezeit auch voll und ganz genießen, ehe du dich auf  die Brautschau machst.

Auf Grund der unendlichen Weiten der Meere wird dir auch gar nichts anderes übrig bleiben.

Manchmal überfällt dich halt eine unbekannte, fast schon quälende Sehnsucht. Ein Urinstinkt, der dir sagen möchte, das es auch noch etwas anderes im Leben geben muss wie essen, schwimmen , fliehen,  ruhen und sich einfach ziellos treiben lassen.

 

Irgendwann wird es auch dir passieren. Dein Blinken wird ein Weibchen anlocken und aufgrund deiner Hormonausschüttungen wird sie dich als Artgenossen und Partner und nicht als willige Beute akzeptieren. Trotzdem musst du auf der Hut sein, denn sie ist mindestens 10 Mal größer als  du. Falls nicht, könntest du mit einem riesigen Haps in ihrem fürchterlich anmutenden Schlund verschwunden sein, ehe du noch recht weißt, wie dir geschieht.

 

Sollte es doch zwischen euch beiden funken, so hast du für dein Leben ausgesorgt. Du beginnst, dich sofort an ihr fest zubeißen, damit sie dir  nicht mehr entkommen kann. Von nun an kannst du dich auf der faulen Haut legen, denn ab jetzt wird sie dich künftig mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen. Die einzige Gegenleistung, die sie von dir einfordern wird, ist eine ausreichende Samenversorgung, damit deine Spezies erhalten werden kann.

Einmal mit ihr verpfropft, kannst du ihr aber leider auch nie mehr entkommen, denn mit der Verschmelzung beginnen deine eigenen Organe, schleichend, aber unaufhörlich zu verkümmern.

Doch sein wir doch mal ehrlich, du willst ja auch gar nicht mehr wirklich fliehen, denn erstens geht es dir bei ihr gut, denn die Riesin beschützt dich; zweitens sind die Mädels rar gesät und drittens, was sollte man(n) auch schon so alleine in der Dunkelheit anfangen.

 

Ich liebe Anglerfische  

 
 
 
 

Narik

 

Totale Enge, eine fürchterliche Beklemmung überkam ihn, Narik, Sohn des altehrwürdigen Baumeisters Rimose. Eine düstere Ahnung breitete sich in seinem tiefsten Inneren aus. Er stand hier stolz, anbetungswürdig und schien zu einer Eissäule erstarrt zu sein. Sein Gehirn begann allmählich die Situation zu verarbeiten. Adrenalin schoss ein. Gedanken strömten, noch nicht zu Ende gedacht, der Verzweiflung nahe, immer noch auf der Suche nach der perfekten Lösung.

Der Eingang dieses monumentalen Bauwerkes wurde bei seinen letzten Handgriffen am Grab, still und heimlich versiegelt. Was ist nur passiert? Man hatte ihm doch  hoch und heilig versprochen, ihn nicht so wie die nutzlosen, gemeinen Diener und Handwerker zu behandeln.

Der Erstickungstod ist zudem unendlich qualvoll, weil er langsam und zäh verläuft. Zum Schluss, wenn alle Luft verbraucht ist, muss man sich wie ein Fisch auf dem Trockenen fühlen. Die Kiemen verlangen gierig Sauerstoff, Elixier jeden Lebens, leider jedoch vergeblich.

Durch das, was er schuf, wollte er sicher einen Namen machen, Ruhm und Ehre ergattern und das hart erarbeitete Gold beiseite legen, für ein späteres, laues und sorgenfreie Leben in der pulsierenden Hauptstadt.

Nun steckte er in seinem eigenen Wunderwerk fest. Es war selbstverständlich auch kein Zufall gewesen, dass Ti-Par-Amun  mit ihm lebendig eingemauert wurde, denn sie war ja die eigentliche Thronfolgerin, eine Frau zwar nur, aber mit einem schon fast unheimlich angrenzenden Machtpotenzial. Sie wusste geschickt, die Fäden im Hintergrund zu spinnen, fast schon so raffiniert wie der Tote, der Pharao Ra-Setis von Unterägypten.

Dieser wurde  eben erst hier mit vielem religiösem Tamtam beigesetzt, samt zwei seiner Lieblingsfrauen, die Anubis zu Ehren geopfert wurden. Sie sollten ihm auch im Tode zu Diensten sein.

 Was nun? Die Prinzessin stand stumm neben ihm. Er wunderte sich über ihre Kaltblütigkeit. Diese kleine, zierlich Person wusste ganz genau, dass sie dem Tode geweiht war, wirkte aber ziemlich unbeeindruckt, fast schon gelassen, ganz königlich.

Und als sie den Befehl gab, aus den Opfergaben eine Mahlzeit zu richten fiel ihm fast der Kinnladen herunter. Hatte sie eine Ahnung? Sie hatte so viele gut ausgebildete Spione, denn Wissen ist Macht. Der Palast, in dem auch er wohnte, hatte unzählbare Augen und Ohren. Doch was wusste sie?

Wie ein Schuppen fiel es ihm von den Augen. Sie wusste es. Sie wusste alles. Ihre Handlanger mussten sich die Pläne für den Geheimgang klammheimlich kopiert haben. Innerlich verfluchte er sich. So ein Luder, aber zugegebener Weise ein sehr Süßes, die immer genau wusste, was sie wollte. Mehr als einmal hatte er ihr einen Korb gegeben, denn es ziemte sich zwar, der heimliche Geliebte einer Person vom hohen Stand zu sein, aber er wollte mehr, begehrte sie. Sie sah in ihm bestimmt nur das notwendige Übel. Sie würde ihn nur benutzen, damit frisches Blut in die Linien kam, denn  Inzucht war Gang und Gäbe, selbst der letzte Pharao, ihr Vater Ra-Setis war ja einige Jahre mit seiner eigenen Mutter verheiratet. 

Narik aber wollte mehr, er begehrte sie. Wollte sie für sich alleine in Besitz bringen. Schon der bloße Gedanke, sie würde mit jemandem anderen vermählt werden, brachte ihn in Rage.

Nun aber musste er erst einmal sehen, wie sie hier wieder unversehrt hinaus kamen. Ihre Chancen standen gar nicht mal so schlecht, aber der Geheimgang, wurde bis jetzt noch nicht ganz fertig gestellt. Ein guter Architekt baute sich stets einen Notausgang. Das war so und wird immer so bleiben.

Die Flucht aus diesem steinernen Gefängnis musste  geplant und gut durchdacht werden. Wen konnte er in seinem Plan einweihen und wen nicht?

Ingesamt waren sie vierzehn Personen, fünf Frauen und neun Männer.

Die Frauen, die Prinzessin ausgenommen, mussten weg, sie würden nur unnötig Sauerstoff verbrauchen. Sein Blick wanderte im  flackernden Fackelschein auf die noch  verbleibenden Männer. In Gedanken wählte er die Todeskandidaten aus, einen nach den anderen. Den alten Handwerksmeister, ja der war überflüssig, genauso wie der dicke Handwerker und auch der erkältete Jüngling.

Den Leibwächter der Prinzessin könnte man gebrauchen, er war gehorsam und kräftig und  würde auf Befehl der Prinzessin das Mordwerk vollbringen.

Ja, die Zeit drängte. Nach einem kurzen, sehr sachlich geführtem Gespräch mit der Prinzessin, wurden die Todeskandidaten gemeuchelt und kurzerhand in die

Grabkammer gelegt. Werkzeug war glücklicherweise  genügend vorhanden. Opfergaben konnten also wirklich mal lebenserhaltend sein, nicht nur im Schattenreich.

Den Originalbauplan in der Hand haltend, standen sie nun vor der  fast unsichtbaren Geheimtür, die sich langsam, laut krachend öffnete, als  Narik einen geheimen Riegel betätigte. Der Gang war fast fertig gestellt. Es musste nur noch etwas Gestein weggehauen werden.

Narik rechnete mit der Fertigstellung des Ganges mit zwei, im besten Fall sogar  nur  an einem Tage. Der Sauerstoff würde völlig ausreichen und zu Essen war ja auch noch reichlich vorhanden.

Die Prinzessin hatte den verbleibenden Männern einen hohen Lohn für ihre Befreiung versprochen und in diesen Zeiten war ein Menschenleben kurz, man fragte einfach nicht mehr nach den Toten. Raffgier machte sich in den Augen der Handwerker breit und ließ sie funkeln. Die Männer arbeiteten wirklich hart, die ganze Nacht durch.

Narik dachte nur, wenn die wüssten, dass außer ihm, der Prinzessin und dem Leibwächter niemand überleben würde. Sie würden meutern, aber es durfte nichts an die Öffentlichkeit dringen.

Der Plan, den er nun mit der Prinzessin schmiedete, war genial, eiskalt durchkalkuliert und könnte klappen. Sehr verwegen zwar, aber man würde sehen.

 

Erst einmal musste die Flucht gelingen, und sie waren auf einem Guten Weg dort hin.

 

Er überlegte nur, wie er Ti-Par-Amun nun  endgültig für sich gewinnen konnte. Sollte er es wirklich wagen? Aber wer nichts wagt, der nichts gewinnt.

Sie vertrieben sich die Zeit beim Senet-Spiel, redeten aber recht wenig miteinander.

Sein tiefgründiger Blick in die Augen seines Gegenübers verrieten keine Ihrer Gefühlsregungen.

Nur nichts überstürzen, ging es ihm durch den Kopf. Immer langsam mit den jungen Pferden. Sie sah in ihrem schlichten weißen, golddurchwirkten  Priestergewand so zart, fast  schon zerbrechlich aus. Beim Spiel schenkten sie sich nichts, kämpften mit harten Bandagen, nur beim anschließenden Wein trinken entspannten sich  Ti-Par-Amuns Gesichtszüge. Ein schüchternes Lächeln und blitzende Augen schauten ihn erwartungsvoll an. „Es könnte doch so schön sein“, dachte er bei sich.

Wenn er geahnt hätte, das sich das kleine Mädchen auch schon längst in ihn verliebt hatte, sie es ihm nur nicht mitteilen konnte, wer weiß , was in dieser Nacht noch so alles geschehen wäre. Das Wunder der Liebe, aber die Zeit war einfach noch nicht reif dafür. 

Lautes Grummeln und Freudenschreie ließen ihn kurz  inne halten. Der Durchbruch. Endlich, es war geschafft, sie waren befreit. In wenigen Tagen würden sie ihren Plan in die Tat umsetzen können.

Urplötzlich verstummten diese Jubelrufe. Ab und zu hörte er ein  qualvolles Stöhnen und Ächzen. Der Leibwächter der Prinzessin hatte seine Pflicht getan.

Es war schon heller Tag, als die drei aus dem Grab kletterten. Das grelle Tageslicht ließ sie blinzeln. Sie waren ganz alleine am Grab, aber hinten am Horizont sah sie eine große Karawane auf sich zukommen. Die Salzhändler, sie würden direkt in die Hauptstadt ziehen. Sie  schlossen  sich selbstverständlich  der Karawane an. Fragen wurden nicht gestellt, denn die Goldstücke der Prinzessin ließen erst gar keine aufkommen.

 

In der Hauptstadt ging das Gerücht um, die Prinzessin hätte fluchtartig das Land verlassen, um den König von Nubien um Hilfe anzuflehen. Nun ja, das lief ihnen gerade rein, ein gutes Alibi für Ti-Par-Amun.

Die Prinzessin versammelte eiligst ihre engsten und  treuesten Verbündeten um sich und unterbreitete ihnen ihren Plan. Ihr intriganter  Bruder Atum-Re sollte entführt werden. Im Prinzip kein Problem, denn damit rechnete keiner. Er wog sich ja in Sicherheit. Er war ja nun der rechtmäßige Thronfolger.

Es ging alles ziemlich schnell. Unter einem fadenscheinigen Vorwand wurde der neue, charismatische  Pharao nochmals zum Grabe gerufen. Er sollte noch einmal, wie es eine alte Zeremonie verlangte, dem alten Pharao huldigen.

Nach Beendigung der heiligen Handlung wurde dem Pharao Atum-Re scheinbar nebenbei mitgeteilt, das Grabräuber die Siegel eines der älteren Pharaonengräber

gebrochen hätten, und dass das Grab vollends leider geplündert worden wäre und man selbst die Mumie entwendet hätte. Die Gräber waren rar in dieser Gegend.

Man wollte dort nun  eventuell die Mumie eines  kürzlich erst verstorbenen ehrwürdigen, stadtbekannten  Priesters beerdigen.

Atum-Re sollte sich die entweihte Grabstätte selbst einmal  ansehen und vor Ort entscheiden.

Nichts Böses ahnend ließ er sich darauf ein. Kaum betrat er das Grab, wurde er gefesselt und geknebelt und durch einen perfekten Doppelgänger ausgetauscht.

Sein Los war wirklich übel. Man warf ihn in die Pyramide seines Vaters und mauerte diese unspektakulär zu.

Das gleiche Schicksal, dass eigentlich seiner Schwester zugedacht wurde, traf nun ihn selbst, und zwar mit vollster Härte, nur das ihm keine Möglichkeit zur Flucht gegeben wurde. Wenigstens bekam er noch Nahrungsmittel und Fackeln quasi als kostenlose Grabbeilage.

Narik und Ti-Par-Amun  verließen mit einigen treuen Weggefährten das Land und verbrachten wunderschöne Tage am Meer, welches einen Tagesritt von Ihnen entfernt lag. Sicherer konnte man sich nicht verstecken. Hier würde sie wirklich niemand vermuten. Dort kamen sich Narik und Ti-Par-Amun einander näher, verliebten sich ineinander und lebten glücklich einfach so in den Tag hinein.

Nun hatten sie nur noch ein kleines Problem, der Doppelgänger Atum-Res, aber eigentlich war es gar kein unlösbares Problem, denn Ti-Par-Amuns  treuer Leibwächter hatte einen Cousin dritten Grades, der Vorkoster beim Pseudopharao war. Es gab diverse Gifte, die in Kombination miteinander den Körper langsam aber sicher erst schwächten und dann schlagartig töteten. Und jeder Vorkoster durfte nur eine bestimmte Anzahl von Gerichten vorkosten. Es war nur eine Frage der Entlohnung, wie so vieles im Leben.

Nach zwölf Wochen war es dann endlich so weit. Die Todesnachricht traf  beim allabendlichen Schach spielen ein. Sichtlich ungerührt prosteten sich Narik und seine liebliche Prinzessin  zu. Schon Übermorgen würden sie  in den Palast zurückkehren, um das Beerdigungsprozedere durchzuführen.  Ti-Par-Amun  führte ihrem Liebhaber vor, mit welcher traurigen Mimik sie, scheinbar zu Tode betrübt,  am Hofe erscheinen würde. Narik konnte nicht anders, er musste laut  lachen, so eine unmögliche Person, seine Auserwählte, seine Göttin. Ti-Par-Amun  dachte jedoch  nur daran, was Narik wohl sagen würde, wenn er wüsste, dass dies seine letzte Nacht sein würde, die er mit ihr verbringen würde, denn ihr Bauch begann sich leicht zu wölben. Im Hintergrund führte sie  bereits heimlich Verhandlungen mit dem Gesandten des Pharaos aus Oberägypten, denn den würde sie, nach kleineren Zugeständnissen ihrerseits, heiraten. Er war ihrer würdig und was ist schon die Liebe.

 

 13.01.2008  17:37

 
 

 Tim Sonderbar 
 
An:   <TimSonderbar@yahoo.DEX 
Betreff: Bitte sei nicht mehr sauer auf mich
 
Hallo, Lieber Tim!
 
Was weißt du schon von meinem Inneren?
Oberflächlich nennst du mich?
Du kennst mich doch gar nicht richtig.
Du bist gemein.
Späte Prinzessin der Nacht nanntest mich
und hast noch gelacht.
Ich war heute nur sehr erstaunt über Deinen Zynismus.
Du standest den ganzen Abend da, fragend, sagtest kein Wort:
Ich fühlte mich schuldig, irgendwie, dabei hatte ich so 'ne gute Laune mitgebracht.
Wußte gar nicht, welche Laus dir über die Leber gelaufen sein mußte. War mir wirklich keiner Schuld bewußt.
Nun ja, Schweigen hat ja auch was. Hauptsache, wir waren zusammen.
Du sagtest, ich wär nicht sensibel genug für dich;
das mag wohl sein. Hellseherin bin ich aber auch nicht.
Woher sollte ich denn wissen, dass Du Liebeskummer hattest.
Hättest was gesagt, hätte ich dich vielleicht umarmt, getröstet, aber so? Gemeinsam einsam. Aber Schweigen ist besser als streiten.
Kleiner Muffelkopf werde doch endlich erwachsen. So ist das Leben halt. Jeder bekommt mal eine Abfuhr, dass wir auch nicht die letzte sein.
Hoffe, du hast die Woche mal Zeit für mich, dann können wir mal über Monika sprechen.
Bin zwar nicht deine Mutter, aber wie sagtest du so schön : erfahren und das in allen Höhen und Tiefen des Lebens.
Hoffe, diese letzten Sätze haben dir wieder ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.
 
Schreib schnell zurück.
LG
Maria
 
10.01.2008
 
 
 
 Gedankensperre eines Trotzkopfes 
 
Gedankenlabyrinthe versperren dir die Lösung.
Alles ist so Dunkel, alles eine einzige Irrfahrt
in dein eigenes noch intaktes "Ich".
Dabei könnte es doch so einfach sein.
Es geht zwar nicht um dein Leben, aber um Vieles.
 
In diese Lage hast du dich selbst hinein manövriert
und zwar königlich und ohne jegliche Verzögerung.
Jeder hat sich gewarnt, aber so ist eben, dein ganz eigenes Wesen.
Fordert man dich heraus, so mutierst du zum unbelehrbaren Sturkopf,
lässt dich blenden und siehst alles wie durch ein rotes Tuch.
 
Es ist doch gar nicht so schwer. Probiere es aus, los, komm schon,
mach schon, denn dann wird man dir nicht den Kopf abreißen
und schon gar nicht an deiner müden Seele zerren.
Es braucht nur ein einziges versöhnliches Wort, nämlich "Entschuldigung".
Komm, sag es und alles wird wieder gut werden.
 
 
 10.01.2008
 
 
 
 
 

Die Sonne ist am Untergehen

Blutroter Himmel lässt die Sonne langsam und bedächtig untergehen.
Endlich, denn sie musste am heutigen Tage arg Schlimmes mit ansehen.
Ein Gemetzel, wildes Getobe und Geschrei und ganz viel blinde Wut.
Das Schlachtfeld war bestückt mit zerfetzten Leibern, war blutdurchtränkt.
 
Die Männer, Menschen wie du und ich, wurden regelrecht abgeschlachtet, waren allesamt tot.
Weiber knieten neben ihnen. Sie greinten um Mann und Kind, schluchzten herzzerreißend. Trauer lag in der Luft, der Geruch des Todes breitete sich aus, legt sich wie ein bleiernder Schleier über das sonst so friedliche Tal.
 
Aber es kam noch schlimmer, die Menschengeier waren im Anflug. Plünderer, die die Toten bestahlen, alles mitnahmen, was nicht niet- und nagelfest ist.
Sie stürzten sich nun ungehindert auf die toten Leute und witterten schon fette Gewinn. Ihre gierigen, mordlüsternden  Blicke ließen keine Gegenwehr mehr zu.Unbarmherzig gingen sie mit den Leichen um. Konnte man einen Ring nicht vom Finger ziehen, so schnitt man diesen, ohne viel Feder lesen zu machen, einfach ab.
 
Sanftheit ist hier nicht leider gefragt. Wo ist die Menschlichkeit geblieben und wieso musste dieses hier so geschehen, ausarten?
Antworten darauf konnte man den Überlebenden nicht abtrotzen. Es ist eskaliert, mehr hatten sie nicht zu berichten. Ein Wort gab das Andere und plötzlich fing irgendjemand an, Steine zu werfen. Anschließend sprachen die Waffen.
 
Dabei war es eigentlich die Liebe, die das alles hier herbeiführte. Zwei junge Menschen, die sich ineinander verliebten, Knall auf Fall, einfach so. Die Funken sind halt geflogen. Eine heimliche Liebschaft folgte. Doch diese Liebe war verboten, sie stand von Anfang an unter einem verlorenen Stern. Neider verrieten das Paar.
 
Zwei Kulturen und zwei traurige Figuren, denn ehe diese Schlacht heute Morgen begann, wurde das Pärchen grausam voneinander getrennt. Die jeweiligen Stammesältesten beschlossen, im Beisein beider Stämme zur Abschreckung ein Exempel zu statuieren. Sie wurde gesteinigt und ihm wurde kurzerhand  mit einer  Machete der Kopf abgeschlagen.
 
 
Übrigens morgen Abend werden bereits die ersten Friedensverhandlungen geführt. Und außerdem  - was sind in der Politik denn schon so'n paar Menschenleben.

Tani am 10.01.2008 20:23 

 

 

Raubritter Kunibert


Der edle Ritter Kunibert
patrouilliert einsam, lüsternd
in seinem Traumschlosse herum.

Er ist immer noch auf der Suche
nach seiner holdem Maid, seiner Herzdame.
Doch die goldenen Zeiten sind leider vorbei.

Es gibt heutzutage nur noch
die bösen Mädels.

Ein Faux pas in seinen müden,
altersschwachen Augen,
aber das Flirten und Vernaschen der Süßen
hat er in den letzten Jahrhunderten nie verlernt,
sondern sogar um einige Nuancen verfeinert,
ausgebaut.

Und wer weiß, vielleicht wird er,
wenn er nachher in seinem Lustgarten wandeln wird,
wieder einmal fündig werden.
Eigentlich sind die bösen Mädels gar nicht so übel.

Alles gemäß seinem Motto:
Kommt Zeit , kommt Rat, dazwischen Mädels.

Tani am 05.01.2008 20:50 

 

 

 

 

Der Gutachter

Gestern morgen kam meine Arbeitskollegin Susi zu spät zur Arbeit. Das war ziemlich ungewöhnlich für sie. Wir begannen schon, uns langsam Sorgen um sie zu machen. Als sie den Kopf zur Tür hineinstreckte, war sie wirklich eine Nuance zu blass um die Nase herum. Aufgeregt berichtete sie mit wenigen Worten, was ihr zugestoßen war.
 
Ein Reh ist ihr auf dem Weg zur Arbeit ins Auto gelaufen und ist zu Tode erschrocken in den Wald geflüchtet. Gott sei Dank war aufgrund der Feiertage auch unter der Woche noch nicht so viel Verkehr auf der Straße.
Susi fuhr rechts ran und rief, pflichtbewusst wie sie nun einmal war, umgehend die Polizei an, damit diese den zuständigen Förster benachrichtigen konnte. Eine halbe Stunde später war der Förster bei ihr und ließ sich den Unfallhergang schildern, damit er sich selbst ein Bild davon machen konnte. Er ließ sich zeigen, wo das Tier aufgeprallt sein musste. Man sah offensichtlich, dass die Stoßstange, sowie der Kühler und das Vorderlicht beschädigt waren. Das Ausmaß der Schäden konnte man nun noch nicht abschätzen, denn es war noch sehr dunkel.
Im Schnee konnte der Förster mit seiner Taschenlampe jedoch frische  Blutspuren erkennen. Nun musste es schnell gehen. Der Förster stellte rasch eine Bescheinigung für ihre Versicherung aus und verschwand eilends im Dickicht des Waldes.
Da das Auto fahrbereit war, stieg Susi ein und fuhr auf dem direkten Wege ins Geschäft.
 
Wir beschwichtigten Susi und machten ihr zur Beruhigung erst einmal einen starken Kaffee. Währenddessen meldete sie  noch schnell per Handy ihren Wildschaden bei der Versicherung an, holte sich in der Werkstatt einen Termin und schaltete einen Gutachter ein, der den Schaden für die Versicherung schätzen sollte. Lief irgendwie alles automatisch ab. Wir waren alle ziemlich baff über ihre Coolness. Wir waren schon sehr neugierig, wie hoch der Gutachter den Schaden einschätzen würde, denn Susi fuhr einen älteren Renault.
 
Am nächsten Mittag war es dann  so weit. Susi betrat ziemlich säuerlich angehaucht das Büro. Sie setzte sich und dann sprudelte es nur so aus ihr heraus:
 
"Stellt euch einmal vor, was mir heute früh alles passiert ist. Ich hatte um 08:00 Uhr mit diesem Menschen einen Termin in der Werkstatt und ich war diesmal ziemlich pünktlich, weil er so viel Wert darauf gelegt hat. Ich wollte ihn nämlich nicht verärgern, da er einen vollen Terminkalender hatte. Und wer kam nicht zur verabredeten Zeit? Er, der Herr der Dinge und so was schimpfte sich Sachverständiger. Als ob ich den ganzen Tag Zeit hätte.
Dieser ungehobelte Mensch. Die Leute in der Werkstatt hatten schon richtig Mitleid mit mir und boten mir zur Zeitüberbrückung sage und schreibe drei Kaffee an. Als er letztendlich dann doch noch schlurfend den Raum betrat, kam nicht einmal eine Entschuldigung, nicht mal ein guten Morgen brachte er zustande. Prinzipiell war mir das auch ziemlich Latte. Aber es ging noch weiter, es wurde immer besser.
Der Werkstattleiter zeigte diesem sogenannten Gutachter mein kleines Auto. Er verzog 'ne Miene und brummelte etwas von wegen Versicherungsbetrug. Und das bei der alten Karre bei der  die Versicherung eh nichts mehr springen lassen würde.
Ich war erst einmal ziemlich platt und erwiderte, dass mein Auto sehr wohl noch etwas wert wäre, und dass das mit dem Versicherungsbetrug eine infame Unterstellung sei. Er grinste hämisch und meinte dann auch noch ziemlich unverschämt, ich hätte das Reh absichtlich angefahren, damit ich hier groß abkassieren könne.
Nun platzte mir endgültig der Kragen. Meine Stimme erhob sich:  'Klar, ich habe heute Nacht mit der Vermittlungsagentur für  Rehe gesprochen, um den Deal klar zu machen. Eigentlich wäre es problemloser gewesen, wenn nicht gerade alle deutschen Rehe im Einsatz gewesen wären und ich mit dem  Reh aus Skandinavien vorlieb hätte nehmen müssen. Das hatte jedoch  die Ausbildung zum Rehstuntman leider noch nicht ganz abgeschlossen und beherrschte somit selbstverständlich die deutsche Sprache auch nur bruchstückhaft. So 'n dummes Ding, denn hätte ich das  gewusst,  und auch den Umstand , dass es nicht einmal in der Lage war, die Uhrzeit richtig zu lesen, damit das Unfalltiming besser klappen würde, und ich es, wie vorher schriftlich vereinbart, tot fahren hätte können, hätte ich den Unfall auf heute verschoben. "
Ihr hättet mal sehen sollen, wie dem seine Klappe runtergefallen ist bei diesem Sprachwirrwarr. Es war zum Schießen. Der Kfz-Meister schien fast vor lauter Lachen schier platzen zu müssen. Kleinlaut machte sich der geplättete Gutachter  nun an seine Arbeit und schätzte mein Auto. Danach wurde es endlich repariert und trara,  hier bin ich. "
 
Außer "Typisch Susi", konnten wir dem eigentlich nix mehr hinzufügen.  
 

 
 

Der Nagel
 
Scheinbar nutzlos liegst du nun auf der Schiffsplanke herum, und läßt dein Leben noch einmal  kurz Revue passieren:

 Über 20 Jahre lang warst du eins mit dem Schiff, das alle sieben Weltmeere befuhr. Innerlich verbunden, ein Teil vom Ganzen. Zwar nicht das allerwichtigste Utensil, aber du warst von Nöten. In den ersten Wochen hast du sogar noch leicht silbrig geglänzt. Dann aber fing die raue Seeluft an, langsam aber beständig, ihr unaufhaltsames Zerstörungswerk zu beginnen. Die erste Flugrostbildung hatte bereits eingesetzt, und zwar gnadenlos.

Ach, was war das damals doch für ein herrliches Gefühl, mit einem schweren Hammer in die Planken gehauen zu werden. Mit neun Schlägen warst du an Ort und Stelle, quasi eingehämmert. Nützlich, und dein Dasein hatte seine Berechtigung.

Nun bist du aber in die Jahre gekommen, bist fast durchgebrochen  und hast tüchtig Rost angesetzt und dich sogar schon  ein wenig von den Planken gelöst. Das Holz hatte begonnen, dich unbarmherzig aus sich hinauszutreiben, wie einen bösartigen  Furunkel, der es schwächen wollte.

Beim Durchsehen des Schiffes auf Sicherheitsmängel bist du aufgefallen, weil der Sicherheitsbeauftragte über dich stolperte; sonst hättest du vielleicht  sogar noch ein paar Jährchen überlebt. So aber war deine Entfernung beschlossene Sache und wurde ad hoc durchgeführt. Ein Matrose holte sich aus seiner blauen Werkzeugkiste sofort eine riesige Kneifzange, setzte sie an und zog dich  gnadenlos aus deiner dir angestammten Position in der Planke heraus. Mit einem eher fast schon geräuschlosem Pling landetest du einige Meter weiter auf der Nachbarsplanke. Dein Nachfolger wurde sogleich, und ohne Unterlaß, eingeschlagen.

Nun ja, eine Zeit lang könntest du wohl noch auf dem Schiff bleiben, denn dich ins Meer zu schmeißen war heutzutage fast schon ein Faux pas, weil das fahrlässige  Umweltverschmutzung gewesen wäre , und wer weiß, vielleicht hätte dich auch noch unglücklicherweise ein Fisch verschluckt und wäre daran gestorben. Aber beim nächsten Großreinemachen, da bist du fällig und wirst entsorgt. 


Tani am 31.12.2007 17:54

 
 
 

Zwischen den Jahren

Weihnachten ist vorüber. Aus ist es mit der Beschaulichkeit. Überlegungen von heute Morgen werden in die Tat umgesetzt. Der Baum soll nun doch schon weg, weil er so tüchtig nadelt. Die Krippe stört, der Vater ist schon einige Male drüber gestolpert, also ab damit in den Keller. Der Adventskranz, nun ja, so ganz taufrisch sieht er ja nicht mehr aus, also auch weg damit; ab in die bereits schon von Geschenkpapier und anderem Verpackungsmaterial überquillenden Mülltonne.
 
Die Küche noch schnell blitzblank geputzt. Die letzten Reste von der Ente werden eingefroren. nur nichts verkommen lassen. Das Mittagessen für den Rest der Familie ist auch schon vorbereitet. Meine Lieben haben sich alles zum Essen gewünscht, was nicht fettig ist. Ist halt wie jedes Jahr. Sollen die haben. Spaghetti Bolognese mit dem letzten Rest Parmesan.
 
Die Kiddies sollen ihre Geschenke endlich in ihr Zimmer stellen, wo diese  meist elendig, einsam und  verraten in den Schränken stehen werden, wenigstens stauben sie dort nicht ein. Jedes Jahr so viele Geschenke. Die Kinder wissen ja gar nicht mehr , womit sie zuerst spielen sollen. Meistens treffen sie sich zwischen den Jahren sowieso mit ihren Freunden, um mit ihren Geschenken zu prahlen und nehmen lieber den Schlitten. Kennen wir doch irgend woher oder etwa nicht?
 
Heute, drei Tage nach Weihnachten,  ist wie immer großer Umtauschtag:  zu groß, zu klein zu knallig, doppelt oder einfach nicht gemocht.
Die Straßen werden wieder einmal total überfüllt sein. Von den Geschäften ganz zu schweigen. Lautstark werden knallharte Verhandlungen mit den Verkäufern geführt, Umtausch oder Geld zurück, manchmal sogar nur ein unbeliebter Gutschein. Zu Anfang versuchen die Verkäufer noch ruhig und gelassen zu reagieren, aber irgendwann platzt ihnen dann letztendlich doch der Kragen. Sie tun mir jedes Mal richtig Leid, denn sie sind ja schon gestraft genug, zwischen Weihnachten und Neujahr arbeiten zu müssen.
 
Aber auch andere Leute werden wieder unterwegs sein, die Knallerliebhaber und Endsilvestereinkäufer. Sie werden richtig viel Hektik und Lautstärke verbreiten. Die Männer, und die meisten Jungen, machen richtiggehend Jagd auf Knaller- und Raketenschnäppchen. Ich persönlich finde es sehr schade, dass man so viel Geld dafür ausgibt, muss aber gestehen, es sieht schon toll am Himmel aus, wenn sich dort die Raketen in der Silvesternacht blicken lassen. Was man oder ich mit dem Geld, welches jährlich buchstäblich in die Luft verpulvert wird, alles anstellen könnte, aber nun ja lassen wir die Leute feiern, das lenkt von den alltäglichen Sorgen ab.
Etwas Sorgen bereitet mir aber auch Neujahr, wenn die Kids die nicht explodierten Knaller suchen gehen. Aber man redet gegen eine Wand, und wenn man ehrlich ist, wir waren früher auch nicht viel besser.
 
Den Silvestereinkauf kann ich mir dieses Jahr ersparen, denn ihn habe ich bereits schon längst mit den Weihnachtseinkäufen erledigt.
Gut, dass ich dieses Jahr Fondue mit Feuerzangenbowle mache und alle Zutaten bereits auf mich warten. Meine Freundin bringt noch den Sekt mit und das Fleisch ist vorbestellt. Mehr brauchen wir nicht.
 
Genau wie letztes Jahr habe ich mich und meine  Freundinnen um 11:00 Uhr zum Brunch in meinem Lieblingscafé mitten in unserer Stadt angemeldet.
Ich werde nett mit ihnen plauschen, essen und genießen, mich von der leisen Radiomusik berieseln lassen und freue mich schon darauf,  nicht unter diesen Hektikmenschen sein zu müssen aber der Mensch ist ja schließlich auch Voyeur. Wir haben einen Fensterplatz mit Blick auf alle größeren Geschäfte.
 
Übrigens, meine Umtäusche verschiebe ich locker auf das nächste Jahr. Da halte ich es ganz so wie das junge Fräulein Scarlett O'Hara im Film: "Vom Winde verweht" 


Tani am 26.12.2007 18:00 

 

 

 

Verpackungsmüll

Jetzt kurz vor Weihnachten ist es leider mal wieder soweit. Die eine Frage steht wie jedes Jahr im Raum: "Was wünscht du dir zu Weihnachten?"  Eine Antwort, manchmal auch ein eigener Spontaneinfall, und schon geht die elende Lauferei wieder los.
Man hetzt von einem Geschäft zum anderen und rennt dann noch ins nächste hinein. Irgendwie steht man unter einem totalen Zeitdruck und das bei einer Anlaufzeit von exakt einem Jahr, like the same procedure as every year. Unbedingt will man die Objekte der Begierde erhaschen, egal wie. Keine Rücksicht auf Verluste.
 
Doch wenn man die Geschenke erst einmal beisammen hat, geht es erst recht los: Wie soll man es Verpacken und vor allem: Wer verpackt es?
 
Geschickt ist es natürlich, wenn das Präsent vor Ort verpackt wird. Die Verkäuferinnen scheinen nebenbei nämlich auch eine Ausbildung zur perfekten Geschenkeverpackerin genossen zu haben. Alles sieht immer total perfekt aus, halt 1 A verpackt, bei mir leider nie.
Man braucht nur auf das eine oder andere Geschenkpapier zu tippen und lässt die Verkäuferin verpacken. Mir wird immer ganz Übel, wenn ich sehe, wie leicht es ihnen auch bei den unhandlichsten Dingen gelingt. Es entstehen regelrechte kleine Kunstwerke.
 
Manche Geschäfte ersparen sich aber mittlerweile aus Kostengründen diese Arbeitskraft, in dem sie SB-Verpacken anbieten. Ganz noble Geschäfte bieten dann zwei oder sogar drei  Endlosgeschenkpapierrollen an,  mit Packtisch und angeketteten Tesaabrollern. Die Firmen scheinen mit den Jahren also bereits gelernt zu haben, dass man diese Abroller auch zu Hause ganz gut gebrauchen kann.
 
Vielen Leuten ist diese Art von Geschenke einpacken jedoch ein Dorn im Auge, denn sie fühlen sich heimlich beobachtet, was aber merkwürdigerweise nachweislich auch stimmt.
 
Der Arbeitsablauf des Geschenke Verpackens  ist nämlich ganz einfach:
Papier abtrennen, mit der Superschneidemaschine, Geschenk drauflegen, einschlagen, und mit Tesa festpeppen.
 
Einige Leute verpacken ganz lieblos, andere schaffen großartige Kunstwerke, mit Fächer, oder bonbonförmigen Formen.
Wenn ich so etwas erblicke, krieg ich immer ’ne kleine Krise.
 
Ich zwinge mich regelrecht immer dazu, nicht hinzuschauen, aber klammheimlich kann ich gar nicht anders. Wir Frauen sind halt so. Und wenn die Personen dann beim Verpacken noch ein mürrisches Gesicht aufsetzen, ist es sowieso nicht zu verhindern, hinzusehen. Nein, bei mir ist das schon ein regelrechtes Hinstarren.

Diverse Firmen haben sich auch auf das Herstellen und Vertreiben von Fertigschachteln und Schächtelchen versteift. Sie sind sofort einsatzfähig.
Es gibt diese Kartons mit hunderten von Weihnachtsmotiven, in verschiedenen Formen, von rund über eckig, quadratisch, zylinderförmig und noch viele mehr. Mir gefallen die asymmethrischen am besten.
Der Nachteil: Man muss exakt die Geschenke zur Hand haben, die dort auch wirklich hineinpassen.
Das Prinzip aber ist denkbar einfach: Deckel auf Geschenk rein. Kann jeder handhaben.

In meinen Augen eine saubere Sache. Vor allem kann man den Karton zum Aufbewahren von eben dem Geschenk oder  aber anderen Schnickschnack benutzen oder aber ganz einfach wegstellen, und im nächsten Jahr einfach weiterverschenken.
 
Weihnachtsmotive, wie Weihnachtsmänner, Engel mit Trompeten Tannenbäumen, sowie Schneemänner gibt es ja haufenweise.
Manchmal wird auch ein etwas dezenteres, schlichteres Geschenkpapier benötigt, z.B. bei eleganten Geschenken oder bei Geschenken für den Chef oder anderen wichtigen Persönlichkeiten, die Schwiegereltern nicht ausgenommen.

Ist das Geschenkpapier ordnungsgemäß angebracht, kommt man nicht drum herum, ein goldenes oder andersfarbiges Schleifchen noch irgendwo anzubringen. Beliebt sind auch kleine Tannenzapfen, oder grüne Tannenzweige, die duften nämlich so wunderbar nach Wald.

A propos duften, letztes Jahr habe ich zum ersten Mal ein  parfümiertes Geschenk bekommen, d.h. das Geschenkpapier hatte zuvor ein Duftbad erhalten, roch aber echt herzallerliebst.

Bei manchen Geschenken, z.B. Hund, ist natürlich eine Schleife völlig ausreichend.

Völlig genial finde ich auch die Zierbänder. Die gibt es in allen möglichen Farben, passend  zum Geschenkpapier. Sie halten das Geschenk nicht nur zusammen, sondern sehen auch lustig aus, wenn man sie mit Hilfe einer Schere kringelt. Ich versuche dann immer wieder und wieder, die Bändel gerade zu ziehen, was mir natürlich ja nicht mehr gelingen kann, da die Grundstruktur des Bandes ja zerstört wurde.

Kinder lieben die allbekannten Weihnachtsaufkleber, die man meist gratis  bei den einschlägig bekannten Zeitschriften um die Weihnachtszeit erwerben kann.
Diese sind einfach unschlagbar.
Liebend gerne kleben die Kleinen dann mit Hochgenuss die süßen Weihnachtsklebebilder auf die Postpäckle, wobei das Motiv sogar meist nur nebensächlich ist. Hauptsache kleben.

Die Postboten unter Euch kennen bestimmt so einige dieser Kunstwerke. Vielleicht sollte man einmal das best beklebteste Weihnachtspaket küren. Hätte was Originelles, oder was meint Ihr? 

Kinder bekleben nicht nur Weihnachtspäckchen, sollen und wollen auch die Geschenke selber verpacken, auch wenn es dann nicht immer so akkurat aussieht. Hier lasse ich selbstverständlich Gnade vor Recht ergehen und freue mich jedes Jahr wie eine Schneekönigin, wenn ich ein solches Geschenk
erhalte und öffnen darf.

Kinder schenken meist echt, d.h. das Selbstgebastelte oder Strümpfe, das jedenfalls, was sie sich selbst aussuchen,  und nicht das, was die Erwachsenen ihnen immer vorschreiben. Selbstgebasteltes, wie Sterne, und Kalender oder gar selbstgemalte Bilde sind der Idealfall, aber glaubt mir, die Kleinen sind oft ziemlich kreativ.

Immer wieder gerne genommen werden auch diese kleinen Geschenkeanhänger mit Goldfäden, wo man meist nur den Namen oder eine Miniwidmung vermerkt.
Auch diese gibt es in den verschiedensten Variationen, was Preis, Größe, Motiv und Formen anbelangt, aber das möchte ich hier jetzt nicht auch noch ausschmücken.

Irgendwann ist es dann endlich so weit. Alles ist verpackt und der
Heiligabend steht unmittelbar bevor.

Die Geschenke wandern dann meist, wie durch Geisterhand bewegt, und landen irgendwie unter dem Christbaum. Es gibt da so viele Möglichkeiten und die für Euch praktikabelste werdet ihr dann anwenden, wieder und wieder, denn der Mensch liebt Monotones und Altbewährtes.

Wenn dann das Glöckchen bimmelt, stürzen die Kleinen wie die Großen ins Wohnzimmer, bekommen vor Freude ganz glänzende Augen und eine unglaubliche Materialschlacht kann beginnen.
Alles wird ausgepackt, egal wie.
Einige von Euch oder euren Kindern öffnen die Geschenke ganz bedächtig, legen das sorgfältig  zusammengefaltete Papier zur Seite, denn die Zeiten könnten ja schlechter werden und man könnte das Papier ja unter Umständen nächstes Jahr wiederverwenden.
Die Anderen reißen es völlig unkontrolliert auf, immer nur  mit dem Blick auf den zauberhaften, begehrten Inhalt.

Aber egal wie, Fakt ist, dass die Mülltonnen in diesen drei Festtagen immer regelmäßig überquellen und das kommt nicht nur vom Festbraten.
Verpackungsmüll gehört zum Weihnachtsfest wie die Geschenke auch.



Tani am 14.12.2007 16:33 

 

Wutausbruch
 
"Na, Susi, hattest du bis jetzt einen schönen Tag?"
 
Diese harmlose Frage stellte mir heute Nachmittag meine beste Freundin Laura.
 
"Klar, null Problemo!" war meine spontane Antwort.
 
Wie immer unterdrückte ich mein wahres Gefühlsleben. Darin bin ich ein wirklicher Experte, fast schon überqualifiziert. Der Morgen heute Morgen war alles andere als "S C H Ö N".  Doch nun ja, wir wollten eigentlich nur ganz gemütlich Kaffee trinken und ein wenig über den letzten Kurzurlaub plauschen, den Laura gerade hinter sich gebracht hatte. Hatte mich gestern Abend so auf die Urlaubsfotos gefreut, denn Laura hatte ein sehr gutes Auge und ein feines Gespür für gute Aufnahmen. Außerdem war sie frisch verliebt.
 
 
Meine eigentlichen Gefühle und Gedanken:
 
Diese wüsten, unkoordinierten Gedanken lassen mich fast explodieren, kann momentan einfach nichts sortieren, der Kopf raucht und brummt, überfüllt, denke, dass auch  niemals diese unbändige, angestaute Wut verstummen wird. Mein Inneres brodelt, wie ein Vulkan, ein Hitzekessel ist nichts dagegen. Wirke unberechenbar, die Augen total wutverzerrt verdreht.
 
Alles so total zu und du wagst es zu fragen:
 
"Na, Susi, hattest du bis jetzt einen schönen Tag?"
 
 
Wie kannst du es nur wagen, du Unwissende?
 
Innerlich fange ich an, ein Zornesgewitter ausbrechen zu lassen, peu a peu, doch ich merke wie mein Kopf sich gedanklich leert, mehr und mehr, gerade ist Stille, wie im Auge eines Hurrikans, verharre innerlich, verinnerliche mir die Worte und Taten  von heute Morgen,  doch dann beginnt das Grummeln von Neuen.
 
Ich denke nochmals an deine unbedeutenden Worte, die eine ungeheure magische Bedeutung für mich haben:
  
"Na, Susi, hattest du bis jetzt einen schönen Tag?"
 
 
Lasse auf meiner Seele das HB-Männchen tanzen und beruhige mich wieder. Dieses  läuft  alles nur gedanklich ab.
Mir geht es nun schon viel besser.
 
Es sind nur einige Minuten vergangen seit du mir die Frage stelltest:
 
"Na, Susi, hattest du bis jetzt einen schönen Tag?"
 
Schon kommt die nächste:  "Wie trinkst du deinen Kaffee ?"
 
"Schwarz wie die Nacht, wie immer."

 
 
***Irgendwann ist er Sturm so müde, dass er einfach verstummt !

Tani am 03.12.2007 19:39

 

Schlachtfeld

Ich stehe in mitten einer traumhaft schönen Halbwüste. Hoch aufgetürmte Sanddünen, so weit das Auge reicht und nur eine einsam und verlassend wirkende Autopiste verweist auf eine Zivilisation. Die Sonne brennt unbarmherzig auf mich nieder. Gott sei Dank trage ich vernünftige Kleidung. Bin fast wie ein Einheimischer gekleidet. Wallende Gewänder, einen selbstgedrehten Turban auf dem Kopf tragend, wirke ich wirklich nicht sehr elegant. Man kann mich als Frau kaum erkennen, und das ist auch gut so, denn als Frau ist man in diesem Land nicht viel mehr wert wie so manches Stück Vieh, aber andere Länder, andere Sitten. Ich weiß ja, worauf ich mich bei diesem Abenteuer einlasse.
 
Hinter dem Horizont erblickt man die Bäume, kann erahnen, dass sich die Landschaft langsam aber beständig verändert. Bald wird sich die Grassteppe zeigen, und da ich diese Gegend gut kenne, sage ich euch, dass es in etwa 20 Kilometer Entfernung eine etwas größere Oase gibt, die von Dattelpalmen umsäumt wird. Gespeist wird diese Oase von einem uralten, gut ausgeklügelten  Bewässerungssystem. Das glasklare Wasser kommt von dem umliegenden Gebirge. Das Bewässerungssystem verläuft teilweise oberirdisch, aber auch unterirdisch. Ein paar einfache Lehmhütten stehen etwas abseits. In Ihnen wohnen friedliche Bauern, die ab und zu von Nomaden besucht werden und vom Tauschgeschäft leben. Nun gut, ein paar Rauschgiftplantagen gibt es auch, aber von irgendetwas müssen die Leute ja existieren. Und es gibt bei weitem Schlimmeres.
 
 
Und ich habe es gestern Nachmittag gesehen, das Schlimmere und zwar noch, ehe die Sonne sich zur Ruhe bettete,
40 km von diesem so friedlich wirkenden Ort entfernt. Doch wie sagt man so schön: Die Idylle kann trügen. Wie heißt das passende Wort? Genau: Scheinidylle.
 
Gleißende Hitze, verbunden mit dem Geruch des Todes, machten das Atmen zu einer wahren Qual.
Meine Augen konnten  das, was sie erblickten, kaum noch ertragen. Ich stand unter Schock, konnte aber nicht anders, als stumm auf das zu blicken, was sich meinen mit Tränen gefüllten Augen darbot.
 
Ich weiß schon genau, meine Seele wird mir nachts wieder Albträume schicken, damit ich nie vergesse, was Krieg bedeutet. Mir wird jetzt schon Angst und Bange, wenn ich daran denken muß, dass die Nacht, langsam aber unaufhaltsam, näher rückt.
 
Es kann doch nicht so schlimm sein, was ich erblickte?
Nun ja, dann werde ich euch einmal einen kurzen Einblick gewähren:
 
Es ist unglaublich, aber wahr, vor uns eine große Ebene, die Grassteppe erobert sich ein gerade ein Stückchen Wüste zurück.
Nun liegen dort unzählige tote Menschen wie Spielzeugfiguren, mit seltsam verrenkten Gliedern. Alles ist blutdurchtränkt, also dunkelrot gefärbt. Ein unglaublich strenger Leichengeruch liegt in der Luft. Geier kreisen über mich hinweg, einige erheben sich, als ich mich ihnen vorsichtig annähere, haben sich bereits über die Verstorbenen hergemacht. Mein einheimischer Fahrer will mir diesen Anblick ersparen und  mich laut zeternd zurück ins Auto ziehen, aber ich möchte mir das ganze Elend anschauen, vielleicht ist noch jemand am Leben. Einige Personen liegen dort mir leeren Augenhöhlen, ein Leckerbissen für diese Vögel. Auf mich wirkt das alles ziemlich befremdend. Nicht alle Körper sind ganz. Ich entdecke verschiedene Gliedmaßen, die überall herumliegen, wie abgerissen, nicht fein säuberlich abgeschnitten. So etwas ekliges habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen. Leichte Übelkeit überfällt mich und ich muss mich übergeben..
Eine Rakete muss hier eingeschlagen sein, ein riesiger Krater rundherum. Die Taliban haben gnadenlos zugeschlagen. Die drei LKW sind total zerstört. Überall liegen Fahrzeugteile herum, es hatte auch gebrannt und der Benzintank muß explodiert sein. Alles ist so unwirklich. Ich weiß, in diesem Land herrscht Krieg, aber mit so etwas hatte ich gerade hier nicht gerechnet. Dicke, schwarze  Fliegen kann man  auf den Leichen zu sehen, erheben sich träge, um weiter zufliegen, wenn ich mich ihnen nähere, aber auch Spinnen und anderes Getier finde ich hier überall. Die Natur läßt nichts umkommen. Total erschrecke ich mich , als ich neben den Soldaten auch eine alte Frau mit einem kleinen Kind sehe. Was ist hier nur passiert? Sind die beiden hier auch bloß Opfer oder gar Selbmordattentäter, wie man so gerne sagt, oder waren sie nur zufällig unterwegs und ließen sich einfach ein Stückchen mit dem Auto chauffieren? Mein Fahrer informiert gerade  per Funk die nächste erreichbare Behörde, wenn man überhaupt von so etwas sprechen kann, damit die Leichen abtransportiert werden können. Untersuchungen würden folgen, aber der Täter wird wohl nie ermittelt werden können. Zu undurchsichtig ist das alles in diesem Krieg. Ein  grausamer Krieg, der so sinnlos erscheint, ist wie viele Kriege vor ihm.


Tani am 15.11.2007 20:19 

 

Karibik Dreams

Strahlend blauer Himmel mit ein paar Tupfer kaum sichtbarer Schäfchenwolken verlocken uns, heimlich an diesem wunderschönen Ort inne zu halten, um sich dort an seinem einmaligen Ausblick zu erfreuen.
Was wir sehen können, ist kaum in Worte zu fassen: Ein scheinbar blütenweißer, feiner Sandstrand mit vielen hohen, schattenspendenden Kokospalmen, mit leckeren Früchten, die einem zum Stehlen verführen. Ebenso, wie das türkisfarbene, glitzernde Meer, mit seiner leichten Brandung, die  sprichwörtlich sanft im Sande verläuft. Über uns ein Albatros, der langsam, aber sehr elegant seine Bahnen zieht, immer in der Hoffnung auf etwas Essbarem. Er scheint direkt in die wärmende Sonne fliegen zu wollen, immer höher und höher. Man kann den salzigen Geschmack des Meeres auf seiner Zunge spüren, ebenso wie die leichte Priese, die sanft durch unser Haar streift.
Fischer holen ganz gemächlich ihre Netze ein, eine ziemlich wackelige Angelegenheit auf den kleinen Ruderbooten, aber sehr idyllisch.
 
Ja, so schön soll unser nächster Urlaub auch werden, oder etwa nicht? Leichte Wehmut überkommt uns und wir stellen den Reisekatalog zurück ins Regal und verlassen, wie immer leicht gehetzt wirkend, das Reisebüro.
Gott sei Dank hat die Reiseverkehrsfrau nicht mitbekommen, dass ich die zwei Seiten mit den Cocktailrezepten dem Prospekt entnommen habe. Die ist so noch so glücklich, dass wir die Reise gebucht haben.
Als wir das Reisebüro verlassen, fallen die ersten Schneeflocken. Das ist ein Zeichen.
Tani am 11.11.2007 22:10


 

Engel auf Abwegen


Langsam bahnen sich die salzigen Tränen einen Weg über die rosigen Wangen des kleinen Engels.
Als sie sein Kinn erreichen fallen sie als dicke Tropfen vom Himmel. Der Weg zum Erdboden ist weit. So eine schöne Träne; reflektiert sie doch in den schillernden Farben während des freien Falles auf die Erde. Doch warum weint er, der süße Engel? Er hatte heute Morgen Visionen und sah etwas, das ihn total erschütterte. Etwas Grausiges, ziemlich Unberuhigendes. Sein Mensch stirbt bei einem fürchterlichen Verkehrsunfall.
Äußerlich strahlt er nun eine wohltuende Ruhe aus, aber im Inneren, da sieht es ganz anders aus. Es schüttelt ihn durch, wenn er an diese Situation denken muss.
Aber was soll er nur tun? Er darf nur schauen, nicht handeln. Sein Mensch muss selber seinen Weg gehen, er ist ihm vorbestimmt und eine eiserne Regel besagt:  "Schummeln verboten",  geht gar nicht, obwohl...
Heute Nacht muss ich doch den Paul vertreten und der ist doch Schutzengel, vielleicht kann man ja etwas drehen und meinem Menschlein könnte doch noch geholfen werden. Ich mag ihn doch so arg. Soll ich oder nicht? Ach was, ich mache es einfach. Mir kann ja nichts passieren, außer, dass ich den ganzen Verwaltungsapparat  in Gang setze und den Papierkram am Hals habe. Ich hasse Büroarbeit, aber mein Mensch, der kann weiterleben. Das ist es mir wert. Ich mag ihn doch so gerne beobachten, wenn wieder einmal ein Fettnäpfchen findet und hineintappt. Er erinnert mich an meine frühen Jugendjahre.
Zufrieden wischte der kleine Engel seine halb getrockneten restlichen Tränen weg und setzte ein selbstgefälliges, schelmisches Grinsen auf. 


Tani am 07.11.2007 15:54


 


Diamantenkind


Wurdest brutal raus gehauen aus Mutter Erde, du kleiner, hübscher Rohdiamant,
ungeschliffen, schroff und mit vielen Ecken und Kanten.
Was ist nur aus dir geworden? Was hat die Zeit mit dir gemacht?
Man hat dich unerbittlich geschliffen, hast unheimlich gelitten.
Zu guter Letzt hast du dich mit einem wunderschönen Ring verbunden.
Seitdem hat man dich nicht mehr funkeln gesehen. Deine einmalige Ausstrahlung ging verloren und nicht nur das, auch Dein wunderschönes Lächeln ist erfroren. Dein Geist hat sich schon lange aufgegeben, Deine Seele schläft, damit die Qualen nicht in dein eigenes ich durchdringen können. Nur dein Körper funktioniert noch, aber nicht dir zu Liebe, sondern zur Befriedigung der anderen.



Tani am 28.10.2007 09:27


Stern im Chaos



Lautlos scheinen sie nachts am Himmel zu stehen. Ganz oben am Firmament ziehen sie ihre Bahnen, einsam, aber sehr elegant. Unzählbare Sterne funkeln und blitzen und wir erfreuen uns immer wieder an deren Anblick.
Immer gleich bleibend ist ihr ewig währender Rhythmus. Bahn für Bahn, mit unsichtbaren Linien vorgezeichnet. Jahrelang schien es so, als ob nichts diese Tatsache ändern könnte, aber nun ist alles anders.
Ein Meteorit hat einen Deiner Planeten berührt, ist tief in ihn eingetaucht und hat ein elendes Chaos verursacht.
Alle Umlaufbahnen haben sich ausnahmslos verschoben. Das Leben auf den Planeten und auf den Sternen wird neu geordnet werden müssen, denn es betrifft letztendlich alle. Erst nach einiger Zeit wird sich die Normalität wieder einstellen, aber alles wird, deiner Sicht nach, anders erscheinen, neu, noch nicht definiert.
Du mußt weiterziehen, hast keine große Wahl. Scheinbar ungerührt betrittst du Neuland, vielleicht eine Nuance kälter, lieber Stern, aber das Leben dauert an und der Tod ist nicht in Sicht, denn es gibt noch so viele ungenutzte Ressourcen.



Tani am 28.10.2007 12:46


 

Falten

Jeder, der von Falten hört, denkt gleich irgendwie ans Alter. Stimmt, denn Falten zeugen von Lebenserfahrung.Sagt man jedenfalls. "Knicke und Falten, Stabilität verwalten!" war einmal ein Lieblingsspruch meines Biologielehrers und Recht hatte er.
 
Ich erinnere mich zum Beispiel an meinem ersten Tonpappeturm, der den Klassenwettbewerb gewann. Nicht etwa, weil er der Schönste war, er sah ziemlich zerknautscht aus, sondern weil er das meiste Gewicht tragen konnte. Wie viel das war, ist mir leider entfallen, aber ich weiß noch genau, dass mich meine männlichen Klassenkameraden unheimlich beneideten. Übrigens ein erhebendes Gefühl in die Männerdomäne Werken einzubrechen.
 
Nein, man sollte auch an die vielen Brücken denken,  Wunderwerke der Natur, z. B. die Golden-Gate-Brücke. Was wäre die Welt bloß ohne sie, sie ist so verbindend. Ein geflügeltes Wort ist auch das Brückenschlagen, das angeblich Menschen unterschiedlicher Art und Herkunft zusammenführen kann.
 
Für Frauen sind Falten meist von modischer Bedeutung, werden sie doch z.B. benutzt, um Problemzonen zu kaschieren, z.B. Faltenröcke, geschickte Abnäher bei Blusen.  
 
Und zum unangenehmeren Teil, unsere Hautfalten. Im Laufe des Lebens verändert sich der Mensch und seine Zellstrukturen und man wird faltig. Besonders auffällig ist unser aller Gesicht. Was beim Mann noch markant, ist für Frau von Welt nur noch hässlich und muss behandelt werden. Besonders beliebt ist zur Zeit Botox, ein Nervengift, das die Nervenzellen lähmt und die Haut straffer erscheinen läßt. Mich wundert es, warum man es noch nicht im Supermarkt kaufen kann. Meiner Meinung nach ist  Natürlichkeit einfach irgendwie schöner.Man denke nur einmal an Lachfalten oder aber auch Sorgenfalten, die man sich manchmal ja leider nicht aussuchen kann.
 
Falten hilft auch manchmal, Platz einzusparen, man denke doch mal an die Ausdrücke Zeitung zusammenfalten oder gar Kleidung ordentlich zusammenzufalten. Besonders gemein ist der Ausdruck: Eine Person zusammenzufalten, d.h. sie klein zu machen. Um eine Verstärkung herbeizuführen, wird die Person dann auch noch öffentlich zusammengefaltet und fühlt sich hinterher so mickrig, dass sie sich nur noch in einem Mauseloch verkriechen möchte.
 

Wenn man an Papier und falten denkt, kommt gleich "Origami" ins Spiel.  Das ist die berühmt, berüchtigte Papierfalterei der Japaner. Jeder von uns hat es schon mal probiert, und egal wie gut man ist, einen Hut oder gar ein Schiff ist schnell gefaltet.

Ganz genial fanden wir früher unsere Flieger, und je straffer sie gefaltet waren, desto besser flogen sie, manchmal wurden noch Kerben und Extrafalten eingebracht, damit auch die Flugeigenschaften stimmten. Jedenfalls hatten wir einen Heidenspaß bei diesem Zeitvertreib.

Auch Girlanden für Geburtstage oder andere Feiern  können schnell gebastelt werden.

Und einmal ganz ehrlich, wer hat sich nicht schon einmal aus einem einfachen DIN A4 Blatt einen Fächer gebastelt? Vorher labriges Papier, anscheinend nur zum Beschreiben gut und nun so gefaltet ein kleines, stabiles, technisches Wunderwerk mit Funktion : Luft zuzufächern!

 

Wie kommt denn auch so etwas? Was hat es damit auf sich und vor allem woher stammen diese Erkenntnisse? Natürlich von Mutter Natur. Die packt immer alles schön ordentlich ein und irgendwann entfaltet es sich, die Natur bricht durch, es wird, was es werden muss.  Egal ob in  Flora oder Fauna .

Es gibt massenhaft Beispiele geknickter oder gefalteter Individuen, man denke nur einmal an die Vielfalt der Insekten, ihre verschiedenen Flügeltechniken oder gar die Techniken der Tannenzapfen, wenn die sich öffnen und ihre Samen sich verbreiten können.

 

Da genialste in meinen Augen ist es aber, dass einmal geöffnete Pakete nie wieder so verkleinert werden können. Der Urzustand kann nicht mehr hergestellt werden. Ist eigentlich aber auch nicht schade, denn sie haben ja auch ihren Sinn und Zweck erfüllt.

Der Mensch  nimmt sich die Natur als Vorbild und Bioniker versuchen die Natur zu imitieren, was ihnen aber noch immer nicht gelingt. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Natur sich schon etwas länger mit solchen Dingen beschäftigt und wir erst am Anfang des Verstehens der Funktionalitäten und deren Umsetzung stehen.

Tani am 27.10.2007 19:52


 

Das Jammertal

 
Wüstenwind durchzieht die einsame Schlucht. Rötlicher Sand wirbelt planlos durch die Gegend.
Es wirkt alles wie ausgestorben. Gespenstische Stille. Nur das leise Säuseln des Windes kann man hören. Wo ist das Leben? Es scheint alles so trostlos in dieser Steinwüste.
Hohe Berge beschützen diese Schlucht wie eine übervorsichtige Amme. Große Einsamkeit füllt das Tal aus. Die Sonnenstrahlen haben eine unglaubliche, konzentrierte Kraft, denn das Tal liegt in einer Depression. Einige Meter unter dem Meeresspiegel. Doch so merkwürdig es einem erscheint. Hier gibt es Leben!
Im Verborgenen, scheinbar reglos. Unglaublich schöne Kreaturen und Pflanzen haben sich hier niedergelassen. Schlangen, Spinnen, Käfer und anderes Getier, dass sich der unbarmherzigen Sonne und der scheinbar trostlosen Vegetation angepasst haben.
Jedes der Individuen hat sich im Laufe der Zeit seine eigenen, raffinierten Überlebenstechniken angeeignet und weiterentwickelt. Seien es spezielle Blattformen, Arten der Wasseraufnahme oder aber die Extremanpassung der Tiere durch besondere Hautschutzschichten oder gar geschickt verdeckte Reflektoren, die die Sonnenstrahlen abhalten können, um nur einige Wunderwerke der Natur aufzuzählen. Es lebe die Evolution. Nichts ist beständig, alles verändert sich  - unaufhörlich.
Der einzige Störenfried, der hier unbedingt auftritt,  - auftreten muß, ist der Mensch. Er liebt diese unheimliche, unnahbare und dennoch wunderschöne, kaum greifbare Landschaft. Er muß unbedingt herkommen, spricht manchmal sogar von Romantik pur. Sehr beliebt ist in diesem Tal auch das Fotografieren der verschiedenen Steinformationen. Angeblich, damit sich alle Welt an diesem Anblick ergötzen kann.
Bei guter Ausrüstung und vor allem mit einem guten Wasservorrat kann man sich hier tagelang aufhalten; man ist dann fast keinen natürlichen Gefahren ausgesetzt.
Das große Übel an dieser Sache ist in meinen Augen der Müll, den die Menschen so gerne, scheinbar unbedarft dort entsorgen, quasi nach dem Motto: Die Müllabfuhr wird es schon richten. Doch die Müllabfuhr vom Tal sind die Geier, die dort langsam aber sehr hoheitsvoll ihre Kreise ziehen.
Es ist wie immer:
Der Mensch geht und die Natur ist unwiderruflich, aber nachhaltig  verändert worden. Aber das kennt man ja nicht anders, oder? ?

Tani am 25.10.2007 18:38


 

Maxi und Blue

Vorhin habe ich beide noch gescholten, weil die beiden wieder einmal den Käfigboden annagen wollten.
Nun gut,vielleicht mögt ihr ja die grüne Farbe des Käfigs nicht, aber bis jetzt dachte ich immer, dass  Mäuse farbenblind sind. Punktum. Euren alten gelben Käfig bekommt ihr nicht wieder, der war viel zu klein für euch.
Der neue Käfig ist viel geräumiger, kann viel abwechslungsreicher gestaltet werden. Mit Heu, Borke, Stroh und Holzpellets ist er gut gerüstet. Den Birnenzweig, den scheint ihr ja abgöttisch zu lieben, so abgeknabbert wie der aussieht.
Falls ihr es noch nicht mitbekommen habt, liebe Leser, worum es hier eigentlich geht:
Um meine beiden Streifenmäuse Maxi und Blue, Mutter und Sohn. Zwei Jahre treiben sie bei mir schon ihr Unwesen.
Handzahm sind sie leider nicht geworden, scheinen Personen aber sehr gut unterscheiden zu können, nicht nur an der Stimme, sondern auch an der Art zu gehen.
Streifenmäuse sind die idealen Haustiere. Ziemlich pflegeleicht und anspruchslos, bloß Einzelhaft sollte es nicht geben, denn sie sind Gesellschaftstiere. Ohne Gesellschaft verkümmern sie und sterben. Irgendwie wie wir Menschen.
Meine beiden sind auch stubenrein. Sie verrichten ihr Geschäft in einem Vogelhäuschen mit Katzeneintreu.
Zu futtern gibt es auch alles Mögliche: Früchte, Samen, Fertigfutter, Gemüse . Sogar Kartoffeln und Reis werden nicht verschmäht, beides jedoch in Maßen und ohne Salz, denn das wäre tödlich für die Nagerchen.
Ganz besonders gerne mögen sie Löwenzahn, Bucheckern, Hagebutten, Eicheln, Nüsse und Gänseblümchen, die ja ganz schnell in der freien Natur bei einem Spaziergang gesammelt werden können.
Frisches wird im allgemeinen bevorzugt, aber im Winter kann man manchmal nur auf Trockenfutter zurückgreifen.
Mit bringt es immer wieder Spaß, ihnen beim Spielen zuzuschauen. Das Necken untereinander kommt mir dabei ziemlich bekannt vor. Wilde Verfolgungsjagden durch den Käfig, die Gitter rauf und runter und in den Geheimgängen aus Gras hört man es rascheln und klappern.
Die Mäuse selbst geben nie Geräusche von sich. Ich habe bis jetzt nicht ein einziges Fiepsen gehört. Sie leben in ihrer eigenen stillen Welt, geprägt von Gerüchen und einem Supergehör. Sie kommunizieren auch irgendwie mit ihrer eigenen Körpersprache, die ich wohl nie recht begreifen werde.
Beim Käfig reinigen sind sie mir beide schon einmal entwischt und ich kann nur sagen, dass sie flink wie ein Wiesel sind. Musste lange den Jäger spielen. Schlagen geschickt Haken wie die Hasen.
Damit ihr euch ein Bild von den beiden machen könnt, hier mal eine Kurzbeschreibung:
Sie sind von zarter, fein gezeichneter Statur und sehen aus wie kleine Frischlinge (Wildschweinbabies) in Miniaturausgabe. Selbst das glänzende Fell fühlt sich ein wenig drahtig an.
Diese Mäuse passen auch so gut zu uns, weil sie Wärme schätzen. Unter 20°C  sollte die Temperatur nicht absinken. Das ist genau meine persönliche Wohlfühltemperatur. Wird es nämlich kälter, sind die kleinen Tierchen nicht mehr so agil. Es wird länger geschlafen und die Wachzeiten verkürzen sich auch.
Am meisten fasziniert mich an den Tierchen aber, dass die Nachzucht ziemlich schwierig ist, da Inzucht von den Tieren selber vermieden wird. Unter Nager ist dieses eher nicht die Regel. Das Problem Nummer 1 ist auch der so genannte Familienverband. Nachzügler sind generell erst einmal Feinde, egal welchen Geschlechts. Das Nachsetzen kann tödlich ausgehen.
Heute Morgen war meine Freundin bei mir. Sie ist Tierärztin und hat sich meine Maxi mal angeschaut, denn diese hat letzte Woche einen immer matteren Eindruck gemacht und hat kaum noch  etwas gefressen. Meine Freundin meinte, das sie wohl sterben würde und ich mich schon mal auf den Weg in die nächste Zoohandlung machen sollte, damit man Blue wieder vergesellschaften könne. Maxi wurde separat in einen kleinen Hamsterkäfig gesetzt. Sicher ist sicher.
Gesagt, getan.  Auf zur Tierhandlung. Nach einigem hin und her hat Blue seine neue Partnerin gefunden. Die heißt Rose , ist im besten Mäusealter und ich freue mich schon auf den Nachwuchs. 


Tani am 22.10.2007 17:08 


 

Der erste Schnee

Der Himmel wirkt leicht ergraut, scheint einen erdrücken zu wollen.
Das Licht ist gedämpft und die Sonnenstrahlen können die dichte Wolkenwand nicht durchdringen, so sehr sie sich auch abmühen.

Dicke, mit Wasser gesättigte Schneeflocken fallen langsam wie plumpe Hummeln auf die Erde. Erst einige, dann werden es kontinuierlich mehr und mehr.
Sie kommen, um einen unvergleichlichen Siegeszug anzutreten. Doch noch ist es nicht an der Zeit. Der
noch leicht erwärmte Erdboden weigert sich erfolgreich gegen die Invasion der Wasserkristalle.

Jedes Flöckchen, das mit dem Boden in Kontakt gerät schmilzt, vergeht.
Langsam bilden sich Rinnsale, die das Schmelzwasser in die Kanalisation ableiten.
Unaufhörlich fällt weiterhin der Schnee, die Kristallstrukturen verändern sich, werden kleiner. Nun wird es auch zusehends kälter.

Teilweise bleibt der Schnee, wie von Zauberhand, auf den Baumwipfeln und Dächern haften.
Puderzuckerartig scheinen sie sich nun zu verbinden, die verschiedenartigen Kristallformen. Jedes Einzelne kaum für unsre Augen sichtbar, aber alle zusammen bilden eine Einheit.

Die Dämmerung setzt ein, am Himmel kann man die Sterne blitzen sehen, doch hinten am Horizont ziehen bereits neue Schneewolken auf. Die Sterne können Mutter Erde nicht mehr  retten. Kälte hätte den Schneefall gestoppt, aber so scheint es, dass man auf einem verlorenen Posten stehen würde. Leise rieselt der Schnee, permanent und manchmal wirbelt ein sachter Windstoß die Flöckchen auf, läßt sie stöbern. Unabänderlich hält der Winter nun Einzug und morgen früh wird es die erste Schneeballschlacht geben.  
 
 


Tani am 21.10.2007 11:37 


 

Die letzte Nacht

Sechs  kleine Engelchen, die ihre wohlverdiente Nachtruhe genießen. Auch heute dürfen sie wieder in dem großen, weißen Raum mit den Etagenbetten schlafen. Das ist schon was Feines. Und das Zimmer hat eine Nummer wie im Hotel.
Ganz in weißen Gewändern gekleidet, liegen so unschuldig in ihrem Bettchen, man kann ihren Atem hören, so eine Stille herrscht im Zimmer. Die Bettwäsche duftet nach frischem Flieder. In tiefen Träumen versunken, erahnen sie nicht,  dass dieses ihre letzte Nacht sein sollte,
Die letzten Tage waren ja auch wirklich zu turbulent. Gewitter bedingt konnte man nicht  zum Spielen in den Garten hinausgehen.
Es war verboten. Immer diese Erwachsenen. Nie wurde einem die Wahrheit mitgeteilt. Den ganzen Tag wurde gesungen und gelernt.
"Lernen ist das ganze Leben", pflegte ihre Frau Mama immer zu sagen.  Das letzte Abendmahl war himmlisch, es gab sogar Fleisch und eine Nachspeise.
Aber warum war Mama heute bloß so anders. Kein Lächeln auf ihren Lippen, als wir uns zum Waschen zurückziehen. Onkel Albert war heute auch schon kurz da. Seine Besuche wurden in letzter Zeit immer seltener. Vielleicht lag es ja auch an dem Streit mit Papa. Obwohl, der Onkel Albert ist sehr  nett, auf den lasse ich nichts kommen. Der steckt uns immer heimlich diese köstlichen Süßigkeiten zu. "So, Schwestern, jetzt Abmarsch in die Falle," rufe ich.
Plappernd, wie die Kinder in diesem Alter nun mal sind, warten die fünf auf ihren Herrn Papa, denn der läßt es sich nämlich nie nehmen, ihnen noch einmal einen dicken Gute-Nacht-Kuss auf die Backe zu drücken. Er ist der liebste Papa der Welt, hat jedoch nur ganz wenig Zeit, weil er immer  mit Onkel Adolf arbeitet . Das Volk verwalten, so  nennt er es .Onkel Adolf ist auch ein lieber und wir dürfen seinen Schäferhund Blondi zum Spielen mitnehmen. Seine Freundin meint, wir würden ihn nur verhätscheln. Das stimmt aber gar nicht.
Da kommt er ja, der liebe Herr Papa.
Und wie immer hat er keine Zeit für uns. Komisch, er blickt jedem von uns heute ziemlich lange in die Augen, wie ein Hypnotiseur.
Mama ist heute auch gar nicht nett zu uns, sie bringt uns bittere Medizin. Anscheinend Vitamine, weil wir ja nicht mehr so oft an die frische Luft dürfen, der Bomben wegen. Ich wollte sie nicht nehmen, weil ich mich nicht kränklich fühlte, aber Mama ließ keine Widerrede zu.
Wirklich eklig schmeckt diese Medizin und ich fühle mich plötzlich so matt, aber irgendwie auch zufrieden und schläfrig. Liebes Tagebuch, ich mag noch viel schreiben, aber verschieben wir es lieber auf morgen. 
 
 



Tani am 17.10.2007 15:50 

 

Leni, der Schmetterling

Mühsam klettert der kleine Schmetterling Leni aus seinem Kokon. Was war nur geschehen,? Sie sah so anders aus.
Verknittert waren ihre Flügel noch, etwas feucht, aber man sah bereits jetzt, dass sie mal eine ganz Süße werden würde. An die letzten vier Wochen ihres Lebens hatte sie fast  keine Erinnerungen mehr. Ihre Brüder und Schwestern verabschiedeten sich  sozusagen Stück für Stück.
Gemeinsam sind sie geschlüpft und fraßen ein Blatt nach dem anderen.Leni wunderte sich selber, wie gefräßig man sein konnte. Manchmal bedauerte sie die armen Pflanzen, aber der Hunger zwang auch sie, die Blätter zu fressen. Leben und Leben lassen. Merkwürdigerweise wurden alle ihre Geschwister in den letzten Woche immer dicker und dicker, häuteten sich immer öfter. Zuletzt konnte sie sich selber nicht mehr leiden. Gott sei Dank war kein See in der Nähe, doch manchmal warf sie heimlich  einen Blick in kleinere Pfützen. Das war sie, eine kleine grüne Raupe mit einem dornartigen Ansatz hinten am Gesäß. Nett anzusehen.Außerdem zierte ein kleiner roter Streifen ihren Leib. Nun ja, gegenüber  ihren Schwestern war sie ziemlich dünn, aber es gab da noch die Lilo.Aber so ist es eben im Leben. Einer muss immer noch einen drauf setzen.Ihren Feinden ist sie immer glorreich entkommen. Sie erinnerte sich noch an den kleinen Vogel, der sie um ein Haar beinahe erwischt hätte. Doch Gott sei Dank hatte ihr kleiner Bruder, der Fred, gezeigt, wie man eine Giftschlange imitieren konnte. Das wirkte.
Leni erinnerte sich auch noch an Klara, die sich bei einer ihrer Freßzügen ins Spinnennetz verirrte, und sie tatenlos zuschauen musste, wie sie eingesponnen wurde und qualvoll starb. Das hatte sie vorsichtiger gemacht. Sie gab nun mehr Obacht. Doch je dicker sie wurde, um so schwieriger war das Weiterkommen. Irgendwann verspürte sie einen Drang sich einspinnen zu müssen. Ihr war so kalt, so unendlich kalt.
Ein klebriger Faden war hilfreich. Er kam aus ihren Munde. Merkwürdigerweise hatte sie ihn erst letzte Woche bemerkt, es war wie bei ihren Mundwerkzeugen. Irgendwann waren sie einfach bereit, die Blätter zu zerlegen. Nun ja, ganz perfekt war ihr Kokon auch nicht, aber er erfüllte ihren Zweck. Als der letzte Faden verklebt war, fiel sie in einen tiefen Schlaf, von dem sie gerade eben erst erwachte. Nun war sie bereit, bereit für's Leben. Was für eine Metamorphose.  

Tani am 17.10.2007 20:13 

 

Sahra's Kätzchen

Sahra ist ein aufgewecktes neunjähriges Mädchen, das wie viele andere auch, hunderttausende Träume und Flausen im Kopf hat. Ihr neuester Herzenswunsch: Eine Katze zum Knudeln!  Es gibt "sie" auch schon, das Kätzchen. Dreifarbig, schwarz-braun- weiß-gefleckt mit
zwei verschiedenfarbigen Augen, eine so genannte Glückskatze, super süß und lebt auf dem Hof ihres Vaters.
 Das Problem: Ihre Eltern sind geschieden und sie und ihre Mutter wohnen in einer 3-Zimmer-Wohnung mitten in der Stadt; außerdem gibt es da auch noch den Bommel, ihr Teddyhamster. Leider ein ungeselliges Kerlchen, der sich immer erst sehr spät sehen läßt und nicht sehr gerne angefasst werden möchte. Wie sollte sie es nur anstellen, dass ihre Mutter ihr die Katze erlauben würde. Mona sieht so toll aus und auch ihr Fell ist so flauschig weich. Gott sei Dank kommt ihre beste Freundin Marina heute Nachmittag zum Hausaufgaben machen vorbei. Vielleicht hat sie ja eine gute Idee in petto. Vor lauter Aufregung vergisst Sahra sogar, ihr Essen in der Mikrowelle warm zumachen. Doch nun ist es fast 14:00 Uhr und der Magen beginnt fürchterlich zu knurren. Gedankenverloren, in den Nudeln herum stochernd, sieht sie ihre Mona schon auf dem Bett liegend vor sich. Das wäre zu schön um wahr zu sein.,
Es klingelt und Marina steht vor der Haustüre. Sahras Augen blicken sie fragend an, und die Hausaufgaben sind erst einmal vergessen. Kaum erwähnt Sahra ihr Problem, hat Marina schon tausend Ideen, hier einige davon:
1. die Katze verstecken
2. der nette Nachbar von gegenüber soll die Katze nehmen
3. die Katze soll nur tageweise bei Sahra wohnen
4. sie würde die Katze nehmen
5. es sollte die neue Schulkatze werden ( der alte Kater ist gestorben)
Plötzlich  haben die beiden gemeinsam eine Lösung gefunden.
Nach den Hausaufgaben verlässt Marina Sahra, denn sie hat noch Schwimmunterricht.
Es scheint Stunden zu dauern, bis ihre Mutter völlig abgehetzt von der Arbeit heimkommt und trotzdem noch eine freundliches "Hallo" in den Flur ruft, als sie die Haustüre öffnet.
Sahra nutzt das gleich aus und fragt ungeniert, ob sie mal kurz mit ihrem Dad plauschen könne , und ab wann sie die Katze zu sich nehmen könne.
"Welche Katze?"  fragt ihre Mutter völlig erstaunt. " Na, die Mona!" grinst Sahra vor sich hin. "Wer hat dir denn erlaubt, eine Katze mit ins Haus zu bringen?" erwidert ihre Mutter leicht ungehalten. " Ach, Mama, bitte, bitte!" säuselt Sahra etwas leiser werdend. "Nein, das geht nicht. Auf keinen Fall . Und was ist mit  deinem geliebten Bommel, der erschreckt sich doch zu Tode? argumentiert Sahras Mutter nun.
"Ist das der einzige Hinderungsgrund?" fragt Sahra nun mit einem unschuldigen Blick. " Nun, ja,   ähm.... "
Nun ist die Mutter endgültig überrumpelt und  es  fallen ihr wirklich keine gute Argumente gegen die Katze ein. Es gibt keine Allergien, keine Probleme mit der Versorgung des Tieres, denn Sahra war für ihr Alter schon sehr verantwortungsbewusst. Doch dann murmelt die Mutter:
"Ja und was ist mit dem Bommel?"
"Ich habe mit Pa telefoniert. Der tauscht mir den Bommel gegen die Katze ein , denn ich habe ihm gesagt, dass ich gerne tagsüber ein Tier zum Kuscheln haben möchte und er den Bommel  doch bitte nehmen solle, damit er abends nicht so alleine ist." rief Sahra freudestrahlend.
 

11.10.2007
 

Dieter der Frosch von Lautlingen

Leise vor sich hin quakend, sitzt der Frosch auf einem großen, dunklen Stein am Bachrand und lässt noch einmal sein Leben Revue passieren, erinnert sich an seine Kindheit, an seine vielen Brüder und Schwestern, die ihn leider nur ganz kurz auf seinem Lebensweg begleiteten. Er dachte an den mächtigen Fischreiher, dem er knapp entkam, viele der Geschwister aber keine Chance zur Flucht hatten und einfach aufgefressen wurden, quasi von der Bildfläche verschwanden.

Dieter dachte auch an die Zeit zurück, als er pupertierte und sich so sehr ver�nderte, daß er sich selbst nicht mehr erkannte, seinen Schwanz verlor und nicht mehr unter Wasser leben konnte, weil er dort keine Luft mehr zum Atmen bekam. Trotzdem war für ihn eine sehr interessante neue Erfahrung, die er nie mehr missen wollte.

Und da gab es noch Erika, in die er sich total verliebte, kopflos wurde und beinahe von einem Igel verspeist wurde, als er von seinem Teich zu ihren wanderte. Ja, die Balzzeit das war schon was Schönes. Seine Stimme war bis spät abends zu hören. Neun Lieder hatte er eigens für sie auswendig gelernt. Die Menschen, die in der riesigen Villa wohnten schimpften täglich. Dieter konnte es nicht verstehen, denn er hatte wirklich eine sehr ausgeprägte Stimme, Tenor - das konnte nicht jeder.Er dachte zurück an die schöne Zeiten , die er mit Erika verbrachte und dass er sehr traurig wurde, als sie ihn verließ. Keine seiner Kinder hatte er je zu Gesicht bekommen.

Nun aber war er alt geworden. Zwei Jahre. Das ist schon ein sehr hohes Alter für so einen Frosch.
Der Winter war eine schlimme Zeit. Im Herbst wurde es kälter und kälter, und Nahrung war kaum noch zu finden, aber was sollte es? Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich tief in die Erde einzugraben und abzuwarten bis der Frühling wieder Einzug hielt. Das Allerschlimmste für ihn war aber die Einsamkeit, das Gefühl, für nichts und niemanden gut genug zu sein. Die Dunkelheit hingegen nahm er gelassen hin.

Dieses Jahr würde er es nicht schaffen. Ihm überkommt eine merkwürdige Ahnung. Sein Körper ist auch recht alt, sprich faltig geworden, seine so genannten Knochen steif und zeigen viele Ermüdungserscheinungen. Er ist schon seit zwei Tagen nicht mehr fähig, seine klebrige und sehr lapprig wirkende Zunge zum Fliegen fangen hinauszuschieben. Der Hunger quält ihn sehr. Aber trotzdem sitzt er stolz auf dem Stein, wirkt zufrieden mit sich selbst und wartet die Dinge der Zeit einfach ab. Quakt ein wenig und beobachtet den wunderschönen Sonnenuntergang, der von einem unbeschreiblichen Abendrot begleitet wird.

Tani am 08.10.2007 17:47

 
 
 
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